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Nr. 6. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER HER LITERATUR,

Klose: liehen Paskal Paoli’s, Oberhauptes <ler Korsen»
(Schluss.)
Das Wohl und Wehe der Heimathinsel begleitete den edlen,
gebildeten Verbannten bis zum Grabe; den grössten Theil seines
bescheidenen Vermögens bestimmte er letziwillig für Hebung des
Volksunterrichts; aber gleich wie Bonaparte als Konsul und
Kaiser die merkwürdigen, meistens historischen Papiere seines an
Edelsinn bei weitem überlegenen Landsmanns und ehemaligen
Wohlthäters unter Riegel und Schloss hielt, schämte man sich
auch nicht, die testamentarische Verfügung unbeachtet zu lassen.
Ueberhaupt hat wohl seilen ein Mann von reinerer Vaterlands-
liebe bei ungewöhnlichen Gaben und Kenntnissen ein edles, unei-
gennütziges Lebensziel mit grossem Missgeschicken und Täuschun-
gen verfolgt als Paoli. Er kann im buchstäblichen Worlverstand
einigen Anspruch auf den s. g. antiken Charakter machen; denn
kein Unglück hat ihn gebeugt, keine getäuschte Hoffnung irre ge-
macht, kein Glück aufgebläht; er blieb sich gleich in allen Lebens-
lagen, seine Freiheils- und Vaterlandsliebe wurde fast nur von der
so seltenen Bescheidenheit und Mässigung übertroffen. „Ich
habe genug gelebt, schreibt er z. B. in seinem letzten Briefe, und
wäre mir erlaubt, das Leben wieder anzufangen, ich würde das
Geschenk zurückweisen, wäre es nicht begleitet von deutlichem Be-
wusstsein der verflossenen Jahre, und wäre ich also auch nicht
im Stande, die Irrlhümer und Thorheiten, welche sie mit sich ge-
führt haben, zu verbessern“ CS. 290’j. — Schon dieses Uriheil zeugt
für den sittlich-geistigen Gehalt desjenigen, weicheres fällte;
nicht das Leben an sich, sondern das Leben nach dem möglichst
ausgedrückten Stempel der Vernunft und des Rechts galt ihm
als das erste der Güter und die Schuld als erstes der Uebel,
nur durch Reue und Meiden erkannter Missgriffe tilgbar.
Eine Würdigung P a ο 1 i ’ s und literarische, in den Anmerkungen
niedergelegte Nachweise, machen den Schluss dieser gelungenen
Lebensbeschreibung, welche einer eben so ungewöhnlichen als we-
nig bekannten Persönlichkeit gewidmet wurde. Möge sie unter den
schwankenden, zaghaften und leicht zu ermüdenden Angehörigen
der Gegenwart viele Leser finden und stärkend auf dieselben zu-
l’ückwirken!

LXVII, Jahrg. 1. Doppelheft.

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