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Studer: Geologie der Schweiz. Bd. II.

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weilen die Bohnerze bedeckt. — Mariner Grobkalk, den Ge-
bilden von Alzey und anderen Orten im Mainzer Becken ähnlich,
kommt in den nördlichen Thälern des Jura von Bern, Solothurn und
Basel vor. Ebenso trifft man Süss wasser kalk steine haupt-
sächlich im Gebiete des Berner Jura, aber auch im Rheinthale, un-
terhalb Basel, entwickelt.
Am Schlüsse theilt der Verfasser eine ausführliche Uebersicht
der in der Molasse vorhandenen Land- und Süsswasser-Organismen
mit und stellt interessante Betrachtungen über die, dieser Formation
eigenlhümlichen, paläontologischen und petrographischen Charactere
an. Alle Bemühungen, die Bildungs-Geschichte des Molasse-Bodens
zu entziffern, so bemerkt derselbe, haben mit einer Schwierigkeit
sonderbarer Art zu kämpfen. Das starke Verhältniss noch lebender
oder denselben nahe stehender Arten, unter den organischen Ueber-
resten, die im grösseren Theile des Miltellandes wenig geneigte oder
horizontale Lage der Schichten, die geringe Festigkeit dieser Sand-
und Mergelmassen, ihre Bedeckung durch die jüngsten Bildungen,
Alles erzeugt die Täuschung, dass man sich auf einem Boden be-
finde, der seit dem Rückzug des Meeres oder der Vertrocknung von
Süsswasser-Seen keine durchgreifenden Veränderungen erlitten habe.
Man erkennt an den· Abhängen der Hügel, in den Muschel-Bänken
und Austern-Lagern, den vom Meere verlassenen Strand, in den
Lignit-Lagern die Torfbildung der Sümpfe, in den Mergeln mit ein-
geschlossen Blättern, Heliciten und Rhinoceres-Schädeln, die An-
schwemmung der Ströme, und ist versucht, anzunehmen, aus dem
früheren Zustande sei der jetzige auf allmählige, ruhige Weise, in
Folge der Trocken-Legung des Landes hervorgegangen. — Alle
älteren Geologen — Gruner, Razumovski, Ebel, Weiss in
Baiern, sind unter dem Einflüsse dieser Voraussetzung gestanden,
mit welcher fast nothwendig sich die Annahme verbindet, seit dem
Rückzüge der Gewässer habe das Land keine bedeutenderen Ver-
änderungen erlitten und es könne diese Epoche als der Anfang der
Jetztzeit betrachtet werden. Man vergisst gar zu leicht, dass seit
der Ablagerung der Molasse, ihrer Muschelbänke und Braunkohlen,
die Alpen durch Hebung, Pressung und Zerklüftung eine ganz neue
Gestalt erlitten haben, uass im Jura die Kelte des Mont Terrible
aufgebrochen und das ganze Gebirge zu Ketten gefaltet und durch
Querthäler zerrissen worden ist, dass später erst die mächtige Ero-
sion der Molasse, die Bedeckung ihrer Niederungen mit Kies, die
Verbreitung der erratischen Blöcke, das tiefere Eingraben der Ströme
statt gefunden hat und es fällt schwer, sich über den Zustand und
die Gestaltung des Bodens vor allen diesen Ereignissen und über
die Zeitdauer, die sie vorausselzen, eine klare Vorstellung zu bilden.
(μ. Leonhard.
 
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