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Eckardt: Theistische Begründung der Aesthetik etc.
stimmt in seiner Gott- und Weltanschauung mit der scharfsinnigen
Auffassung des geistreichen Troxler überein. Man könnte diese
Anschauung gegenüber der pantheistischen auch Pan-en-theis-
mus nennen, da sie den wesentlichen Unterschied zwischen dem
Satze — Alles ist Gott — und dem Satze — Alles ist in
Gott — hervorhebt, und zu einer dem Pantheismus entgegenge-
setzten Weltanschauung entwickelt.
Sehr richtig wird von S. 40 an dargestellt, dass die Gründe
Vis eher’s gegen den Theismus sich lediglich auf die falsche
Auffassung des Theismus, nicht aber auf den innersten Kern des-
selben beziehen. Er stellt S. 54 dem pantheistischen Satze Vi-
scher’s: „Gott ist ein Gedanke des Menschen“ den theistischen
Satz entgegen: „Der Mensch ist ein Gedanke Gottes.“ Denn der
Pantheismus „sieht alles wahre Leben in der Welt, der Theismus
schaut alles wahre Leben in Gott“ ... „Die Welt ist die Entfaltung
des Lebens in Gott; sie wird von ihm erschaffen; allein immerdar.
Gott ohne Welt ist eben so undenkbar, wie eine Welt ohne Gott.
Ohne Natur wäre ewige Stille“ S. 55: „Wie in jedem Geiste, so
ist in Gott, dem höchsten, ein ewiger Drang, sein Inneres aus sich
herauszuführen und in einem Bilde sich zu bespiegeln. Erst dann,
wenn es äusserlich vor uns steht, gelangen wir zum vollen Be-
wusstsein unseres inneren Lebens“ S. 57: „Gott ist die höchste
Güte, die höchste Wahrheit, die höchste Schönheit. Zu der Selbst-
offenbarung dieses Wesens gelangt er seit Ewigkeit dadurch, dass
er in unergründlicher Gnade eine Welt zu dieser Güte, dieser Wahr-
heit, dieser Schönheit emporführt“ S. 64: „Der Mensch ist Gottes
Bild“ S. 65: „Das Denken und Bilden, in Gott noch Eins, fällt
im Menschen auseinander. Das Gute strebt er im Leben an, das
Wahre sucht er in der Wissenschaft zu erfassen, das Schöne will
er im Kunstwerke verkörpern. Die künstlerische Thätigkeit
ist die dem göttlichen Schaffen am nächsten stehen-
de“ S. 68: „Wie der Künstler zu Gott, verhält sich das Kunst-
werk, als die zweite Schöpfung, zu der Welt, als der ersten
Schöpfung.“
Von S. 72 an wird der Plan einer künftigen, nach theistischem
Princip zu entwickelnden Aesthetik mitgetheilt.
Der erste Theil dieser Aesthetik soll der göttlichen Kunst,
der zweite der Kunst des Menschen gewidmet sein.
Im ersten Theile wird die Welt als eine ewige Offenbarung
Gottes aufgefasst. Was sich in der Welt offenbart, wird hier als
das Göttliche „in der dreifachen Ausstrahlung des Guten, Wahren
und Schönen“ bestimmt.
Hier wäre auf „das Gemeinsame lind Unterscheidende dieser
drei Urideen“ hinzuweisen. Als ein Vorzug dieser Auffassung
erscheint, dass das „Naturschöne“ nicht mehr dem „Kunstschönen“,
wie solches in der Hegel’sehen Schule geschieht, „einseitig nach-
gesetzt wird.“ Der zweite Theil, der die Kunst des Men-
Eckardt: Theistische Begründung der Aesthetik etc.
stimmt in seiner Gott- und Weltanschauung mit der scharfsinnigen
Auffassung des geistreichen Troxler überein. Man könnte diese
Anschauung gegenüber der pantheistischen auch Pan-en-theis-
mus nennen, da sie den wesentlichen Unterschied zwischen dem
Satze — Alles ist Gott — und dem Satze — Alles ist in
Gott — hervorhebt, und zu einer dem Pantheismus entgegenge-
setzten Weltanschauung entwickelt.
Sehr richtig wird von S. 40 an dargestellt, dass die Gründe
Vis eher’s gegen den Theismus sich lediglich auf die falsche
Auffassung des Theismus, nicht aber auf den innersten Kern des-
selben beziehen. Er stellt S. 54 dem pantheistischen Satze Vi-
scher’s: „Gott ist ein Gedanke des Menschen“ den theistischen
Satz entgegen: „Der Mensch ist ein Gedanke Gottes.“ Denn der
Pantheismus „sieht alles wahre Leben in der Welt, der Theismus
schaut alles wahre Leben in Gott“ ... „Die Welt ist die Entfaltung
des Lebens in Gott; sie wird von ihm erschaffen; allein immerdar.
Gott ohne Welt ist eben so undenkbar, wie eine Welt ohne Gott.
Ohne Natur wäre ewige Stille“ S. 55: „Wie in jedem Geiste, so
ist in Gott, dem höchsten, ein ewiger Drang, sein Inneres aus sich
herauszuführen und in einem Bilde sich zu bespiegeln. Erst dann,
wenn es äusserlich vor uns steht, gelangen wir zum vollen Be-
wusstsein unseres inneren Lebens“ S. 57: „Gott ist die höchste
Güte, die höchste Wahrheit, die höchste Schönheit. Zu der Selbst-
offenbarung dieses Wesens gelangt er seit Ewigkeit dadurch, dass
er in unergründlicher Gnade eine Welt zu dieser Güte, dieser Wahr-
heit, dieser Schönheit emporführt“ S. 64: „Der Mensch ist Gottes
Bild“ S. 65: „Das Denken und Bilden, in Gott noch Eins, fällt
im Menschen auseinander. Das Gute strebt er im Leben an, das
Wahre sucht er in der Wissenschaft zu erfassen, das Schöne will
er im Kunstwerke verkörpern. Die künstlerische Thätigkeit
ist die dem göttlichen Schaffen am nächsten stehen-
de“ S. 68: „Wie der Künstler zu Gott, verhält sich das Kunst-
werk, als die zweite Schöpfung, zu der Welt, als der ersten
Schöpfung.“
Von S. 72 an wird der Plan einer künftigen, nach theistischem
Princip zu entwickelnden Aesthetik mitgetheilt.
Der erste Theil dieser Aesthetik soll der göttlichen Kunst,
der zweite der Kunst des Menschen gewidmet sein.
Im ersten Theile wird die Welt als eine ewige Offenbarung
Gottes aufgefasst. Was sich in der Welt offenbart, wird hier als
das Göttliche „in der dreifachen Ausstrahlung des Guten, Wahren
und Schönen“ bestimmt.
Hier wäre auf „das Gemeinsame lind Unterscheidende dieser
drei Urideen“ hinzuweisen. Als ein Vorzug dieser Auffassung
erscheint, dass das „Naturschöne“ nicht mehr dem „Kunstschönen“,
wie solches in der Hegel’sehen Schule geschieht, „einseitig nach-
gesetzt wird.“ Der zweite Theil, der die Kunst des Men-