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Brodersen, Kai; Holm-Hadulla, Rainer Matthias [Hrsg.]; Assmann, Jan [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Kreativität — Berlin, Heidelberg [u.a.], 44.2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.4064#0352
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Freiheit, Kreativität und das Einpauken von Wissen:

Bemerkungen zum Umgang mit einigen Widersprüchen

medizinischer Lehre

VON ROLF VERRES

Die Begriffe „Freiheit" und „Kreativität" haben in den verschiedenen Fa-
kultäten der heutigen Universitäten ganz unterschiedliche Konnotationen.
Ich selber bin seit einigen Jahren dafür zuständig, den Studierenden der
Medizin Grundlagen der Psychologie zu vermitteln. Meine folgenden Aus-
führungen sind aufgrund dieses spezifischen Erfahrungshintergrundes nicht
generalisierbar; dennoch hoffe ich, einige Anregungen zu mutigen Innova-
tionen für das Lehren und Lernen an der heutigen Universität geben zu kön-
nen. Insofern sind die folgenden Ausführungen eine persönlich gehaltene
Fallstudie zum Versuch, Kreativität unter restriktiven Kontextbedingungen
zu entfalten.

Um meine eigenen Erfahrungen und bisherigen Entscheidungen ver-
ständlich zu machen, möchte ich zunächst auf die Kontextbedingungen der
medizin-psychologischen Lehre hinweisen. Das Medizinstudium ist hoch-
gradig reglementiert. Ein engmaschiger Stundenplan mit häufigen Zwischen-
prüfungen lässt den Studierenden wenig Luft zum selbstbestimmten, inte-
ressegeleiteten Studieren. Für die Inhalte der kognitiven Wissensvermittlung
gilt ein Gegenstandskatalog zur Medizinischen Psychologie, der in der
Approbationsordnung für Ärzte verankert ist, in allen Lehrbüchern der
Medizinischen Psychologie abgedruckt ist und auch die Grundlage der Mul-
tiple-Choice-Fragen liefert, welche in jedem Semester neu vom Institut für
medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen in Mainz für die jeweils
kommende ärztliche Vorprüfung (Physikum) formuliert werden. Der ge-
genwärtig gültige Gegenstandskatalog hat folgende Kapitel:

1. Methodische Grundlagen 6. Entwicklung

2. Psychophysiologie 7. Soziales Verhalten

3. Emotion und Motivation 8. Gesundheits- und Krankheitsverhalten

4. Lernen 9. Arzt-Patient-Beziehung.

5. Persönlichkeit
 
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