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Brodersen, Kai; Holm-Hadulla, Rainer Matthias [Hrsg.]; Assmann, Jan [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Kreativität — Berlin, Heidelberg [u.a.], 44.2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.4064#0362
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Kreativität - Psychodynamik und Coaching

VON RAINER M. HOLM-HADULLA

Kreativität bezeichnet eine Eigenschaft des Lebendigen, eine alltägliche Auf-
gabe und eine besondere Fähigkeit. Um dem Phänomen seine rechte Weite
zu sichern, sollen die psychodynamischen Aspekte beleuchtet werden. Aus
der Vergegenwärtigung emotionaler Grundlagen werden Konsequenzen für
die Förderung der Kreativität durch Coaching gezogen.

.Kreativität' leitet sich von dem lateinischen creare - zeugen, erschaffen,
gestalten - her. Ihm ist crescere - wachsen und gedeihen lassen - verwandt.
Zwischen einem alltäglichen Erfordernis und einer dämonischen Kraft be-
zeichnet Kreativität die Fähigkeit Neues zu entdecken, zu erfinden oder zu
erschaffen. Zait Kreativität gehört aber auch, dass ihr Ergebnis einen origi-
nellen Beitrag zu einer Domäne darstellt und im gesellschaftlichen Yeld an-
erkannt wird: die Invention wird erst zur Innovation, wenn sie sich in der
Breite durchsetzt.

Kreativität wird ideengeschichtlich besonders im Geniebegriff reflektiert.
\n der Renaissance wurde das Getue, das sich öuiclv Oi\£maV\\äv. \u\d Spon-
tanität auszeichnet, zum Inbegriff menschlicher Selbstverwlildlchung. \m
Gegensatz zur Renaissance findet sich bei Immanuel Kant der Geniebegriff
eingeengt auf das künstlerische Schaffen. Demgegenüber betont der Nestor
der deutschen Gegenwartsphilosophie, Hans Georg Gadamer: „Überall, wo
man ,auf etwas kommen' muss, was man nicht durch Lernen und methodi-
sche Arbeit aliein finden kann, überall also, wo inventio vorliegt, wo etwas der
Eingebung und nicht der methodischen Berechnung verdankt wird, kommt es
auf das Ingenium, auf das Genie an" (i960, S. 59). Dementsprechend wird heu-
te auch bei anderen überragenden Leistungen auf politischer, wissenschaftli-
cher und ethisch-moralischer Ebene die Bezeichnung .kreativ' angewandt.

Die moderne Kreativitätsforschung stützt sich besonders auf die Untersu-
chung hervorragender Persönlichkeiten. Eine weitere Quelle ist das Coa-
ching von produktiven und kreativen Menschen oder denjenigen, die es
werden wollen.
 
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