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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0007

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Vorwort VII

Rose Boenicke mustert die Programmatik der „emanzipatorischen" oder „kri-
tischen" Pädagogik der 1960er und 1970er Jahre. Sie versucht zu klären, woran
deren hohe Ansprüche auf Gesellschaftsveränderung gescheitert sind und wie
sie dieses Scheitern verarbeitet hat. Dabei wird deutlich, wie sehr diese lan-
ge vorherrschende Strömung des Bildungsdenkens den vermutlich obsoleten
Subjektivitätsvorstellungen des deutschen Idealismus verhaftet war.

Christiane Schiersmann stellt die Ergebnisse einer breiten empirischen Un-
tersuchung zum Weiterbildungsverhalten der deutschen Bevölkerung vor und
erörtert davon ausgehend, was das viel beschworene „Lebenslange Lernen"
heute realiter bedeutet.

Peter Meusburger erörtert aus bildungsgeographischer Sicht die Tatsache, dass
Generierung, Verbreitung, Erwerb und Anwendung von Wissen kontextabhän-
gig sind. Wissenschaftliche Praxis wird als räumlich situiert und wissenschaft-
liches Wissen als lokal konstruiert charakterisiert. Er begründet, warum ein
räumlich differenzierender Ansatz auch beim Thema Wissen neue Erkennt-
nisse bringen kann und worin die Bedeutung des räumlichen Kontextes bei
der Produktion und Anwendung von Wissen liegt.

Werner Gamerith zeigt, welche Bedeutung die Ethnizität für das Bildungs-
verhalten in den USA hat. Für viele überraschend erweist sich die ethnische
Zugehörigkeit der Bildungsteilnehmer immer noch als einer der wichtigsten
Einflussfaktoren für die Entstehung von sozialen und regionalen Disparitäten
des Bildungsverhaltens.

Heike Jons stellt eine umfangreiche Studie zur zirkulären Mobilität von Wis-
senschaftlern und zur transnationalen Kooperation innerhalb der Wissen-
schaften vor. Am Beispiel von US-amerikanischen Wissenschaftlern, die länge-
re Zeit in Deutschland geforscht haben, diskutiert sie sowohl die Voraussetzun-
gen als auch die Auswirkungen der zirkulären Mobilität von Wissenschaftlern.

Nico Stehr führt in seinem Beitrag über den Zusammenhang von Bildung, Ar-
beit und Wirtschaft die Entstehung der „wissensbasierten Ökonomie" anders
als gemeinhin üblich nicht auf veränderte Qualifikationsanforderungen des
Beschäftigungssystems zurück, sondern auf das säkulare Wachstum des An-
gebots an gut ausgebildeten Arbeitskräften, an „Wissensarbeitern". Lernen
und die Produktion von Wissen seien daher möglicherweise die entscheiden-
den Triebkräfte der heutigen Gesellschaften, und die (Bildungs-)Politik sollte
dieser Entwicklung Rechnung tragen.

Michael Rogowski plädiert - ausgehend von der These, dass Wissen und Bil-
dung für die Zukunft des Wohlstands in Deutschland von herausragender
Bedeutung sind - für „Freiheit in der Wissensgesellschaft". Er versteht dar-
unter die weitgehende Entstaatlichung des Bildungswesens, die Privatisierung
von Bildungseinrichtungen und die Reorganisation des Bildungssektors nach
marktwirtschaftlichen Prinzipien.
 
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