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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0110

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Ingrid Schoberth

ich bin auch Teil der ihren. Gebildet ist, wen es interessiert, wie die Welt aus
anderen Augen aussieht, und wer gelernt hat, das eigene Blickfeld auf diese
Weise zu erweitern." 4

Zu dieser Aufgabe leistet religiöse Bildung einen unverzichtbaren Beitrag,
indem sie die Vielfalt von Wertorientierungen und Lebensentwürfen mit ih-
rer Bestimmung zur Humanität konfrontiert. In theologischer Perspektive ist
darin aber zugleich auch noch mehr enthalten, denn es versteht sich nicht von
selbst, dass Menschen aus sich heraus wissen, „wie man in der Welt menschlich
sein und bleiben kann".5 Christlicher Glaube jedenfalls stellt das in Frage und
setzt gegen die Selbstgewissheit das Wissen um die Fragilität der Humanität
sowohl in Hinsicht auf das eigene Leben wie auch in Hinsicht auf gemeinsames
Leben und Handeln. Er trägt zu einer, wie Micha Brumlik betont, „geregelten
Auseinandersetzung über unterschiedliche Lebensentwürfe" 6 bei, indem er
zugleich eigene Perspektiven in diese Auseinandersetzung einbringt und so
teilnimmt wie teilgewinnen lässt an der notwendigen und grundlegenden Fra-
ge nach der humanen Gestalt menschlichen Lebens: Wie kann man in der Welt
menschlich sein und bleiben?

Diese Praxis gemeinsamen Lebens und Handelns in und für diese Welt ist
fragil und nährt sich aus der je neuen Reflexion und Gestaltung dieser Praxis,
in der vielfältige Bezüge zur Disposition stehen. Insofern spielt für eine zu-
reichende Erforschung der soziokulturellen Wirklichkeit und ihrer Gestaltung

4 Spaemann 2001 c, 513.

5 Lehmann 1995,332.

6 Vgl. dazu Brumlik 1994,22.
 
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