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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0223

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Bildung und Wissen im Zeitalter der elektronischen Medien und des Internets 211

entwickelnden Lehrstoff von Schuljahren und Semestern. Dem Lehrbuch ent-
sprach also das Lernen, das ebenfalls weitgehend „linear" erfolgte und meist
mit einer Prüfung seinen Abschluss fand. Nach Erwerb der beruflichen Fach-
kenntnisse konnte man für die Dauer der beruflichen Tätigkeit auf das Erlernte
zurückgreifen. Die Notwendigkeit der beruflichen Weiterbildung bestand ur-
sprünglich eher in der Weiterentwicklung der eigenen Laufbahn, galt etwa dem
Erwerb eines Meisterbriefs. Zur kontinuierlichen Ausübung des Berufs wurde
sie weniger benötigt; dort reichte die Berufserfahrung aus. Die erforderlichen
Berufskenntnisse hatte man bereits mit der Ausbildung erworben. Dies hat sich
in den letzten Jahrzehnten in vielen Fachbereichen und Berufsfeldern gravie-
rend geändert, so dass kontinuierliches Weiterlernen mittlerweile eine Voraus-
setzung für die erfolgreiche Berufsausübung ist. Verlage reagieren auf diese
Entwicklung mit eigens gestalteten Fachbüchern für den nicht-universitären
Weiterbildungsbereich, mit Online-Wissensangeboten und interaktiven Ler-
numgebungen. Obwohl sich als Konsequenz aus diesen sich beschleunigenden
Entwicklungen auch die Lebensdauer von Lehr- und Fachbüchern verkürzen,
ist ein Buch in zeitlicher Hinsicht ein eher beständiges Medium, das durch den
Rhythmus der Auflagen geprägt wird. Mit der um sich greifenden Verwand-
lung des gedruckten Buchs zum interaktiven, vernetzten Medium, wurde auch
ein Internet-Projekt gestartet, dessen Ausgang noch offen ist, das jedoch schon
heute als Paradigmenwechsel der für die Bildung der bürgerlichen Gesellschaft
ursprünglich fundamentalen Enzyklopädie gilt: das Projekt Wikipedia.

Quod libet - Wikipedia

In Hawaii bedeutet Wiki „schnell". Diese Bezeichnung wurde für ein einfa-
ches Textverarbeitungssystem im Internet verwendet, das es ermöglicht, Texte
unmittelbar im Internetbrowser zu bearbeiten. Man kann also, kurz gesagt,
direkt ins Internet schreiben. Damit wurde seit dem Jahr 2001 die Realisie-
rung der internationalen Internet-Enzyklopädie Wikipedia verwirklicht, in
der nicht mehr eine Fachredaktion die Beiträge, die sie von Wissenschaftlern
erhalten hat, für die Enzyklopädie bearbeitet, sondern grundsätzlich jeder
als Autor sein Wissen ohne gesonderte Anmeldung beitragen kann. Dabei
kann es sich sowohl um neue Stichwortartikel handeln oder aber um Er-
gänzungen oder Korrekturen bereits vorhandener. Bis jetzt wurden in der
Wikipedia in mehr als 100 Sprachen über 1,5 Millionen Beiträge gespeichert
(http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia). In deutscher Sprache alleine sind
bereits 220 000 Artikel vorhanden. Trotzdem ist eine mit einem klassischen
Großlexikon vergleichbare Stichwortliste bisher nicht erreicht und wird wohl
auf absehbare Zeit nicht erreicht werden, da sich bei solchen Worteinträgen
bisher noch kein Autor gefunden hat. Sämtliche Inhalte stehen unter der Maß-
gabe, dass sie von jedermann unentgeltlich genutzt, verändert und verbreitet
werden können. Im Gegensatz zur klassischen Enzyklopädie, in der wenige
 
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