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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0260

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248 Christiane Schiersmann

Wissen, die didaktische Dimension der Ausgestaltung von Lernumgebungen
zur Förderung selbstgesteuerten Lernens sowie die eher (bildungs-)politische
Dimension der Übernahme der Selbstverantwortung für die notwendige An-
passung und Erweiterung der eigenen Kompetenzen im Sinne der Employ-
ability (Beschäftigungsfähigkeit).1

• Erweiterung des Bildungs- bzw. Lernbegriffs

Während sich das Selbstverständnis der Weiterbildung in den letzten zwanzig
Jahren weitgehend auf die formalisierte und institutionalisierte Weiterbildung
konzentrierte, wird angesichts der gestiegenen Bedeutung von lebenslangem
Lernen non-formalen bzw. informellen Lernprozessen eine größere Bedeutung
zugemessen.2 Damit einher geht ein Wechsel vom Bildungs- zum Lernbegriff.
Für diesen Wandel lassen sich mehrere Begründungen anführen:

Die Formen der Betriebs- und Arbeitsorganisation haben sich nachhaltig ver-
ändert, und zwar von einer funktions- und berufsbezogenen zu einer pro-
zessorientierten Arbeitsorganisation.3 Dabei spielen eine zunehmende Dy-
namisierung der Arbeitsorganisation, Dezentralisierung von Aufgaben und
Verantwortung sowie die Stärkung von Gruppenarbeit und querfunktionaler
Kooperation eine Rolle. Auf diese Veränderungen muss auch die (berufliche)
Weiterbildung reagieren, und zwar in Richtung einer prozessorientierten Wei-
terbildung. 4 Dieser Trend legt eine engere Verzahnung von Weiterbildung mit
den je situativen Arbeitsabläufen im Sinne des non-formalen bzw. informellen
Lernens nahe. Außerdem versprechen sich Betriebe von diesen Lernkontexten
einen höheren Praxisbezug bzw. größeren Transfer des Gelernten. Schließlich
wird angesichts der schwierigen ökonomischen Situation auch darauf gesetzt,
dass arbeitsplatznahe Lernformen kostengünstiger sind als der Besuch von
(externen) Kursen und Seminaren.

• Kontinuisierung von Lernprozessen

Um angemessen auf den skizzierten Wandel reagieren und ihn aktiv mitgestal-
ten zu können und sich in der Privatsphäre, auf dem Arbeitsmarkt sowie als
aktives Mitglied der Gesellschaft entfalten zu können, ist es erforderlich, die im
Laufe des Lebens erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten immer wieder zu
aktualisieren und zu erweitern bzw. neue Kompetenzen zu erwerben: Die Pro-
grammatik lebenslangen Lernens wird zum selbstverständlichen Bestandteil
der Biographie und der gesellschaftlichen Entwicklung, während Weiterbil-
dung früher eher eine punktuelle Funktion hatte.

1 Vgl. Schiersmann 2004.

2 Zur Ausdifferenzierung dieser Begrifflichkeit vgl. Schiersmann/Remmele 2002.

3 Vgl. Baefhge/Baethge-Kinsky 1998.

4 Vgl. Baethge/Schiersmann 1998.
 
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