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Kempter, Klaus [Editor]; Boenicke, Rose [Editor]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Editor]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0285

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Wissen und Raum - ein subtiles Beziehungsgeflecht 273

In seiner jüngsten Arbeit schlägt Harvey15 eine Matrix vor, die neun Katego-
rien von Räumlichkeit umfasst (Abb. 1). Alle Felder dieser Matrix (alle Typen
von Räumlichkeit) können auch beim Thema Wissen jeweils für bestimm-
te Handlungen, Themen und Generalisierungsstufen relevant sein. "Space is
neither absolute, relative or relational in itself, but it can become one or all
simultaneously depending on the circumstances. The problem of the proper
conceptualization of space is resolved through human practice with respect
to it [...]. The question 'what is space?' is therefore replaced by the question
'how is it that different human practices create and make use of different con-
ceptualizations of space'".l6

2.1 Die räumliche Dimension als Mittel

zur Darstellung von Verschiedenheit - Wahrnehmung und Erkenntnis

durch die Interpretation von Mustern

Die räumliche Dimension ist ein wichtiges Mittel zur Erfassung und Dar-
stellung von Verschiedenheit. Die Gleichzeitigkeit von Vielfalt ist nur in der
räumlichen Dimension darstellbar. Die vielen wechselseitigen Beziehungen
zwischen Räumlichkeit, sozialen Beziehungen und der Konstruktion von Iden-
tität wurden unter anderem von Massey sehr anschaulich beschrieben. "Space
is a product of interrelations [... ] space is the sphere of the possibility of the
existence of multiplicity; it is the sphere in which distinct trajectories coexist; it
is the sphere of the possibility of the existence of more than one voice. Without
space, no multiplicity; without multiplicity, no space [...]. Multiplicity and
space are co-constitutive".17 "The very possibility of any serious recognition
of multiplicity and difference itself depends on a recognition of spatiality".l8
"In order for there to be co-existing, multiple histories, there must be space".19
Eine Analyse von räumlichen Mustern von Merkmalen, von räumlichen
Abgrenzungen, räumlichen Kontexten, funktionalen räumlichen Beziehungen
und räumlichen Diffusionsprozesseh kann auch beim Thema Wissen, Ausbil-
dung und Qualifikation einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn bringen, weil
ein räumlich differenzierender Ansatz Fragen aufwirft, Antworten bereit stellt
sowie Einflussfaktoren und Wechselbeziehungen erkennen lässt, die sich ei-
nem „raumblinden" Ansatz nicht erschließen. Auch die Ausübung und Re-
präsentation von Macht und die Darstellung von sozialen Statusunterschie-
den bedienen sich der räumlichen Dimension. Die enge Beziehung zwischen
Machtausübung und Räumlichkeit wird erstens dadurch unterstrichen, dass

15 Harvey 2005,105.

Harvey 1973,13.
17 Massey 1999b, 28.

Massey 1999b, 30.

Massey 1999b, 35.
 
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