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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0289

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Wissen und Raum - ein subtiles Beziehungsgeflecht

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Albert33 anhand von Paretos34 Kausalmodell des Triangel-Schemas (siehe
Abb. 2), hingewiesen. Bei Paretos Fällen I (Leute tun B und glauben C) und
II (Leute glauben C, weil sie B tun) fungieren Gründe nicht als Ursachen und
fällt jede Art der bewussten Regelorientierung aus.35 Nur bei Paretos Fall III,
wo der psychische Zustand A die Überzeugung C bewirkt, die das Verhalten B
erzeugt, wo also Leute B tun weil sie C glauben,36 „liegen verstehbare, subj ektiv
gemeinte Gründe vor, sei es in Gestalt der Motivierung durch Zweck-Maximen,
sei es in Gestalt der Motivierung durch Norm-Maximen".37 Vor allem bei nicht-
rationalen Handlungen, die häufiger sind als allgemein angenommen, fallen
Erklärung und Rechtfertigung auseinander.38

c

A

A B

Der psychische Zustand A erzeugt
die Überzeugung C und das Verhal-
ten B, wobei es keine Verbindung
zwischen C und B gibt.
Die Leute tun B und glauben C.

Handeln und symbolisches Wissen
stimmen nicht überein.

Gruppenzwang, Zensur, Kontrolle.

Der psychische Zustand A verur-
sacht das Verhalten B und dieses
erzeugt die Überzeugung C.

Der psychische Zustand A bewirkt
die Überzeugung C, die das
Verhalten B erzeugt.

Die Leute glauben C weil sie B tun. Die Leute tun B, weil sie C glauben.

Das Handeln steuert das symboli-
sche Wissen.

Handlungen werden im nachhinein
gerechtfertigt oder legitimiert, aus
dieser Rechtfertigung werden Über-
zeugungen und Mythen etc.

Das symbolische Wissen steuert das
Handeln.

Abb. 2. Das Triangel-Schema von Pareto
(Quelle: Pareto 1935, ergänzt von Schluchter 2005 und vom Verf.)

Die vielen Black Boxes auf der Mikroebene sind einer der Gründe, warum
sich die Sozialwissenschaften bei bestimmten wissenschaftlichen Fragestellun-
gen allein schon aus pragmatischen Gründen Makrophänomenen (Systemen,
Strukturen) oder höheren Aggregationsstufen zuwenden müssen. Viele Re-
gularitäten, Zusammenhänge, Kongruenzen, Trends oder (in seltenen Fällen)
Gesetzmäßigkeiten können nur auf der Meso- oder Makroebene oder bei sehr

" Albert 2002.
14 Pareto 1935.

3 Albert 2002,627; Schluchter 2005,22.
6 Pareto 1935,180.
' Schluchter 2005,22.
Albert 2002,633.
 
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