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Kempter, Klaus [Editor]; Boenicke, Rose [Editor]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Editor]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0399

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Freiheit in der Wissensgesellschaft 387

Arbeitsverträge treten. Dies würde auch den Personalaustausch mit der Wirt-
schaft erleichtern und die Systeme durchlässiger gestalten.

Insbesondere die Bezahlung der Lehrer in den Schulen nach Knappheit wird
aller Voraussicht nach dazu führen, dass der relativ „knappe" Naturwissen-
schaftler besser bezahlt wird als Absolventen von Disziplinen, die reichlicher
vertreten sind. Das macht es für einen pädagogisch interessierten Naturwissen-
schaftler interessanter, an die Schule zu gehen. Gute Lehrer wiederum, die ihren
Stoff exzellent vermitteln, werden auch die Schüler für die Natur- und Inge-
nieurwissenschaften stärker interessieren können. Auf diese Langfriststrategie
müssen wir setzen, auch angesichts der Knappheit bei Naturwissenschaftlern
und Ingenieuren in der Wirtschaft jetzt. Diese Strategie wird ein Eckstein im
Streben nach Technologieführerschaft sein.

Zur Profilbildung und Qualitätssteigerung der einzelnen Wissensunterneh-
men wird auch gehören müssen, dass sie nur diejenigen als Studierende auf-
nehmen müssen, die ihre Eingangstests oder Zwischentests passiert haben. Das
trägt dazu bei, dass Schüler und Studenten „ihre" Bildungseinrichtung mehr
nach den anschließenden Chancen als nach der „Leichtigkeit" des Abschlussex-
amens wählen. Es muss ihnen mehr auf den Eingangstest der nächsten Stufe
ankommen als auf das Abschlusszeugnis der eigenen Stufe, das - selbst bei
Zentralabitur - zu sehr ein „Schmoren im eigenen Saft" bedeuten kann. Dabei
ist gar nicht zu bezweifeln, dass zum Beispiel ein Zentralabitur in der Lage ist,
zu einer Vergleichbarkeit der Schulergebnisse erheblich beizutragen. Es wird
jedoch in einem ausgeklügelten Verfahren der „State of the art" festgehalten.
Wettbewerb benötigt aber stets auch die individuelle Orientierung am Umfeld,
so dass sich neue Verfahren schneller Bahn brechen können. Die Chancen in
der nächsten Stufe müssen zum Bewertungskriterium eines Bildungsunterneh-
mens werden: im Wettbewerb um Schüler und Studierende und damit letztlich
über die Bildungsgutscheine um Mittelzuweisungen des Staates. Gebietsschutz
für irgendeinen Schultyp kann es dabei nicht geben.

Wenn die Schüler und Studenten gehalten sind, ihr Fortkommen auf der
nächsten Stufe stärker in den Blick zu nehmen, werden dies auch die Bil-
dungseinrichtungen tun. Der Kindergarten wird auf die Grundschule achten,
die Grundschule auf die weiterführende Schule, die Sekundärschule auf die
Hochschule oder die Berufsausbildung, die Hochschule oder die duale Berufs-
ausbildung auf die Chancen ihrer Absolventen am Arbeitsmarkt. Jede Stufe
wird mit dem Fortkommen ihrer Absolventen in der nächsten Stufe für sich
werben wollen, damit die Bildungsgutscheine ihr zufließen.

Allerdings werden insbesondere bei den Mittelzuweisungen des Staates an
die Schulen gerade in der Grundschule die unterschiedlichen Eingangsvor-
aussetzungen der Schüler in Intelligenz, Bildung und Sozialverhalten mit zu
berücksichtigen sein. Der Staat kann besondere Handicaps durch ein Mehr
an Bildungsgutscheinen ausgleichen. Den Wissensunternehmen - ob Schulen
 
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