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Kempter, Klaus [Hrsg.]; Boenicke, Rose [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Bildung und Wissensgesellschaft — Berlin, Heidelberg [u.a.], 49.2005 (2006)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2246#0417

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Universität im Umbau 405

ler unterhalb der Professur zu schaffen, gelegentlich auch für zusätzliche Pro-
fessuren. Das zu entscheiden, müßte in die alleinige Kompetenz der Hoch-
schulen fallen. Die Chancen unseres hochqualifizierten wissenschaftlichen
Nachwuchses auf dem engen universitären Berufsmarkt würden sich erheblich
verbessern, die Fächer könnten beweglicher als bisher neue wissenschaftliche
Entwicklungen institutionell aufnehmen, und die Lehre würde ebenfalls brei-
ter. So verwendet, wird eine breite gesellschaftliche Zustimmung zu Studien-
gebühren zu erwarten sein; auch unter den Studierenden.

Eine Reform, die in diese Richtung zielte, wäre geeignet, die deutschen
Hochschulen strukturell zu verändern, ohne sie wissenschaftsfremden Kri-
terien auszuliefern. Das Hochschulgesetzes des Bundes und ihm folgend die
Hochschulgesetze der Länder setzen hingegen bei der Personalstruktur an
Punkten an, die keine strategischen sind. Sie nehmen in Kauf, eine Generati-
on von Wissenschaftlern, die ihre Berufswege nach anderen Regeln antraten,
auszustoßen - „verschrotten" hat man es im zuständigen Bundesministerium
genannt17 -, ohne die jetzige Situation strukturell zu ändern. Damit verbauen
diese Gesetze die Chance zur überfälligen gründlichen Reform der Personal-
struktur deutscher Hochschulen, und sie lähmen auch in anderen Bereichen
die Bereitschaft zur Universitätsreform von innen heraus. Eine kluge Politik
sollte so nicht handeln. Um ihr dies nahezubringen, müssen die Hochschulen
politisch aktiv werden. Sie sind ein politischer Raum, also sollten ihre An-
gehörigen versuchen, ihn politisch mitzugestalten, so schwer Wissenschaftlern
dies verständlicherweise fällt.

Literatur

Brandt R (2003) Universität zwischen Selbst- und Fremdbestimmung. Kants „Streit der Fa-
kultäten". Mit einem Anhang zu Heideggers „Rektoratsrede". Berlin: Akademie-Verlag

Grimm D (2001) Ansprache, in: Wissenschaftskolleg zu Berlin. Rektoratsübergabe 2. Oktober.
Berlin, 37-41

Herbert U (2002) Die Posse. An den Unis werden Massenentlassungen als Reform verkauft, in:
Süddeutsche Zeitung v. 9. Januar

Jaspers K (1945) Die Idee der Universität. Berlin: Springer

Jaspers K (1986) Erneuerung der Universität. Reden und Schriften 1945/46. Hrsg. de Rosa R.
Heidelberg: Schneider

Langewiesche D (1994) Die Universität als Vordenker? Universität und Gesellschaft im 19. und
frühen 20. Jahrhundert, in: Saeculum 45,316-331

Langewiesche D (1995) Humboldt ist lebendig. Geisteswissenschaften an der Massenuniversität,
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21. Dezember

Langewiesche D (2001a) Über Brüche und Widersprüche in der deutschen Hochschulpolitik, in:
Frankfurter Rundschau v. 10. Februar

Langewiesche D (2001b) Universität und Modernisierung im deutschen Kaiserreich, in: Univer-
sitäts-, Wissenschafts- und Intellektuellengeschichte. Oslo, 21-31

17 Herbert 2002.
 
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