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175 Mitteleuropäische Einfuß-Armbrust aus dem
späten 15. Jh. A, B Ansicht von oben und seitlich
ohne Armbrustsehne. C der Einbund mit dem Bügel
für den Fuß. D, E die Nuß von hinten und seitlich.

177 Armbrust-Nuß aus Knochen, spätes 15. Jh.
(Einbeck 190). Geschoßspitze (Armbrustbolzen)
aus Eisen, 13. Jh. ? (Einbeck 197).

Unter den archäologischen Funden gehören Waffen oder Waffenteile zu den
Seltenheiten. Rüstung (Harnisch, Helme etc.) fehlt vollständig. Auch im Stadt-
museum haben sich keine nennenswerten Waffen- oder Rüstungsbestände aus
städtischem Besitz erhalten. Für die Verteidigung der Stadt besaß der Rat ein
eigenes Waffenarsenal und vermutlich seit dem Bau des äußeren Befestigungs-
gürtels auch eigene Kanonen. Die einzelnen Gilden verfügten im 16. Jh. über je
ein bis zwei Geschütze. Das städtische Zeughaus befand sich nach dem Stadt-
brand von 1540 in der ehemaligen Augustinerkirche auf dem Möncheplatz. Pulver
wurde aber auch im Rathauskeller gelagert. Jeder Vollbürger hatte zusätzlich in
einem gewissen Umfang eine
eigene Rüstung bereit zu halten.
Jedes Jahr „Mittwoch in den
Pfingsten“ war allgemeine
Musterung auf den Wällen.
Die Rüstung durfte laut Polizei-
ordnung von 1573 weder
verkauft noch außerhalb der Stadt
verliehen werden.
Standardbewaffnung der Einbecker
Stadtverteidigung vom 13.-15. Jh.
dürfte die Armbrust gewesen sein
(175). Sie war dem einfachen
Handbogen in Bezug auf die
Geschoßenergie um das 3-10fache über-, in Bezug
auf die Feuergeschwindigkeit jedoch unterlegen.
Erst im Verlaufe des 15. und vor allem dann im
16. Jh. wurde sie von den Feuerwaffen verdrängt.
Da die Armbrust überwiegend aus organischen
Bestandteilen zusammengesetzt war (hölzerne
Säule, Hornbogen, wenig Metallbeschläge), hat sich
meist nur der widerstandsfähigste Teil erhalten: die
Armbrust-Nuß (177). Sie ist aus einem kompakten
Stück Knochen gefertigt und bildet als „Schloß“
den wichtigsten Teil der Abzugsvorrichtung. Die
einfachste Form einer Spannvorrichtung für die
Armbrust war ein am Gürtel befestigter Haken. Dort
wurde die Sehne eingehängt und mit Hilfe eines
Fußes über die Rast der Nuß gezogen (176). Die mit
der Armbrust zu verschießenden, relativ kurzen
Bolzen konnten formal sehr unterschiedliche eiserne Geschoßspitzen aufweisen,
von denen in Einbeck bislang nur wenige gefunden wurden (177).

176 Spannen der Armbrust und Zielen (Rekonstruktionsskizze aus dem 19. Jh.).
 
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