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Zwischen dem 14. und dem frühen 19. Jh. sind in Einbeck zehn Gilden als
Zusammenschlüsse von Handwerkern und Kaufleuten belegt, die maßgeblich an den
Geschicken der Stadt beteiligt waren (522): die der Kaufleute, Krämer, Kürschner,
Schuster, Bäcker, Knochenhauer, Schmiede, Schneider und Leineweber. Die Meister
der übrigen Berufe hatten sich zur Gemeinheitsgilde zusammengeschlossen und
waren auf diesem Wege ebenfalls am Stadtregiment beteiligt. Nur wer zu einer
Gilde gehörte, durfte auch selbständig produzieren bzw. handeln und sich auf
diesem Wege seinen Lebensunterhalt verdienen. Aufgrund fehlender Archivalien
bleibt unklar, welche der Handwerke sich der jeweiligen Gilde angeschlossen hatten.
Nur gelegentlich wird anhand einzelner Urkunden deutlich, daß z.B. im spätmittel-
alterlichen Einbecker Metallgewerbe (Schmiedegilde) u.a. Gold-, Huf-, Waffen-,
Messing- und Kupferschmiede, Schlosser sowie Zinngießer tätig waren (523). ln
der Schuhmachergilde waren auch die Gerber, Beutler und Riemer vertreten. Erst
ab dem frühen 18. Jh. lassen sich Einbecks Berufsgruppen archivalisch etwas
besser überblicken (524). Es finden sich zwischen 1707 und 1750:
Handel: Kaufleute, Krämer und Höker.
Lebensmittelgewerbe: Bäcker, Eleischer/Knochenhauer, Tabakspinner, Gastwirte,
Branntweinkrüger, Garköche, Branntweinbrenner, Conditoren und Zuckerbäcker,
Müller.
Metallgewerbe: Schmiede aller Art, Klempner, Zinngießer, Leuchtenmacher,
Sporer, Goldschmiede, Uhrmacher und Mechaniker, Büchsenschmiede, Nadler.
Leder verarbeitendes Gewerbe: Loh- und Weißgerber, Schuster, Schuhflicker,
Sattler, Riemer, Gürtler, Kürschner, Beutler und Handschuhmacher.
Textilgewerbe: Tuch- und Flanellmacher, Rasch- und Zeugmacher, Leineweber
und Drellmacher, Hutmacher, Perücken mach er, Schneider, Schnur- und Bandwirker,
Seiler, Strumpfweber, Schwarzfärber und Blaudrucker.
Holz verarbeitendes Gewerbe: Tischler, Drechsler, Bildschnitzer, Böttcher,
Rad- und Pflugmacher, Büchsenschäfter, Leisten- und Löffelschneider.
Bauhandwerk: Maurer und Steinsetzer, Weißbinder, Leimentierer, Tapezierer,
Maler, Fenstermacher, Zimmerleute und Dachdecker.
Sonstiges: Ackerleute, Bader, Buchbinder, Kammacher, Knopfmacher, Schornstein-
feger, Seifensieder.
Vergleicht man diese Aufstellung mit Berufslisten anderer mittelalterlicher Städte, z.B.
Frankfurt, so wird deutlich, daß auch in Einbeck mit weiteren, bislang archivalisch
nicht belegten Berufen gerechnet werden muß. Abgesehen von einer umfang-
reicheren Geschichte der Einbecker Schustergilde fehlen allerdings grundlegende
historische Bearbeitungen der Einbecker Gilden, so daß hier für die Zukunft noch
ein spannendes Forschungsfeld bleibt.
Die Archäologie kann zum Themenkreis Handwerk eine Vielzahl wichtiger Informa-
tionen beitragen. Handwerkliche Tätigkeit und Produktion läßt sich archäologisch
z.B. in Form von verwendeten Rohmaterialien, handwerklichen Geräten, Werk-
zeugen oder Maschinen, Produktionsstätten und ihren ortsfesten Einrichtungen,
Produktionsabfällen und Ausschuß, Halbfabrikaten und Fertigprodukten belegen.
Der Nachweis der Ausübung eines bestimmten Handwerks auf einer bestimmten
Parzelle gelingt archäologisch besonders gut, wenn charakteristische Produktions-
einrichtungen existieren und viel eindeutig zuweisbarer, unvergänglicher Abfall



523 Werkstatt und Laden eines
Kupferschmiedes, eines Bronzegießers und
eines Beutel- und Handschuhmachers,
Ständebuch des Jost Amman 1568.
 
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