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257 Petersilienwasser: Blick über die freigelegte
westliche Kanalwange nach Norden. Links das
Grabungsareal Petersilienwasser (Einbeck 185),
rechts hinten das Grabungsareal Petersilienwasser
12a, b (Einbeck 197).


259 Kanalwange des Petersilienwasserkanals.
Reparatur mit Spickpfahlgründung und
längslaufendem Unterlegbalken, wohl Mitte 16. Jh.
(Einbeck 185).

260 Schnitt durch das Petersilienwasser.
Links unten Staken zweier sich ablösender Uferrand-
befestigungen (Pfeile). Am rechten Bildrand steinerne
Kanalwange mit unterlagemder Eichenfundamentierung
von 1324 ±2d (Einbeck 185).

\\ ur der Name ist geblieben: Petersilienwasser (257). Von dem ältesten
Stadtbacb, späteren Gerberbach und Mühlenkanal und letztlich Dreckgraben
(Kanalisation) ist im heutigen Stadtbild nichts mehr sichtbar. Den Verlauf des seit
dem 14. Jh. steingefaßten und vielfach reparierten Kanals (259) verzeichnet die
Militärkarte des Jahres 1728 (vgl. 54). Die Deutung des Namens „Petersilien-
wasser“ ist bis beute nicht mit hinreichender Sicherheit gelungen. Denkbar ist
eine sprachliche Verballhornung aus „petros“ (griechisch = Stein) und „Siel“
(niederdeutsch = Abzugsgraben, Kanal), wonach das „Petersiel“ also einen steinernen
Abwasserkanal bezeichnen würde. Auffällig ist, daß sich Petersilienwässer, Peter-
siliengassen und Petersilienstraßen in zahlreichen mittelalterlichen Städten finden.
Dabei fällt der Name häufig mit der Existenz von Abwasserkanälen oder Dreck-
gräben sowie gelegentlich der Lage des städtischen Rotlichtviertels bzw. der
Badestube zusammen. Im Volksglauben hatte die Petersilie, vor allem ihre Wurzel,
abtreibende und liebesfördernde Wirkung. Gleichzeitig war sie Bestandteil der
Hexensalbe.
Das Petersilienwasser entwickelte sich aus dem letzten Bachbett des Krummen
Wassers (vgl. 13), nachdem dieses in der Mitte des 13. Jh.s im Westen und Süden
um die Stadt herumgeleitet worden war. Die Wasserzuführung erfolgte danach
über das von Norden den Stiftshügel hinabfließende Mühlenwasser (Wilde Wasser)
der Probsteimühle. Es mündete in die Pferdetränke am Haspel und verlief von dort


258 Grabungsschnitt im Bereich des ehemaligen Hauses Petersilienwasser 3/5. Im Untergrund
hellgraue Reste des aufgeschütteten Uferwalles des Petersilienwassers, am rechten Bildrand
Staken und Flechtwerk der Uferbefestigung (Pfeile), 13. Jh. (Einbeck 185).
 
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