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VIII. Wasserversorgung


267 Im Baugrubenprofil zwei unterschiedlich alte
Buchenholz-Röhrenleitungen für die Versorgung des
Brauhauses in der Papenstraße mit Brauwasser,
spätes 18./19. Jh. (Einbeck 81).

268 Quadratische Wasserentnahmestelle aus
Kalkstein mit hölzerner Zuleitung. Nach 1540 auf dem
nicht wieder bebauten Grundstück Hohe Münsterstr. 24
angelegt und bis zum Ende des 19. Jh.s in Betrieb
^ 24 (Einbeck 197).

Die Entwicklung der Wasserversorgung wurde wesentlich bestimmt von den
geologischen, topographischen und hydrologischen Gegebenheiten Einbecks.
Den Untergrund der Stadt bilden mächtige, z.T. sehr weiche Löße, Schwemmlöße
und Kolluvien bzw. Auelehme über wasserführenden Niederterrassenschottern der
Urne und des Krummen Wassers. Die Schotter stehen in einer Tiefe von mehr als
6 m unter der heutigen Oberfläche bei ca. 104 m NN an. Die Bodenverhältnisse
und die Tiefenlage des Grundwasserhorizontes machten daher die Anlage von
Grundwasserbrunnen bis in die frühe Neuzeit schwierig und teuer. Aus diesem
Grund erfolgte die Wasserversorgung nahezu ausschließlich über die lokalen
Bäche bzw. Elüsse. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang
das Krumme Wasser und die aus dem Solling kommende Urne.
Über die Wasserversorgung des Stiftes bzw. des Einbecker Marktes im 12. und
frühen 13. Jh. haben wir keine Informationen. Es mag sein, daß es noch aus-
reichend war, unmittelbar aus dem Krummen Wasser zu schöpfen und das Wasser
nach Hause zu tragen. Auch mag für die Versorgung des Stiftes ein eventuell
bereits als Mühlenkanal existierendes Wildes Wasser von Bedeutung gewesen
sein (zur Lage vgl. 225; 226).
1. Trinkwasser aus dem Stadtgraben
\/ermutlich mit dem Bau des Befestigungsgrabens der Neustadt und der Umleitung
des Krummen Wassers um 1250, spätestens aber nach dem Bau der Stadtmauer
diente das Wilde Wasser auch zur Auffüllung des in teichartigen Abschnitten
gebauten inneren Stadtgrabens. Von dort aus erfolgte gleichzeitig die Versorgung
mit Trink- und Löschwasser. Zwei Wasserkästen nördlich von Stadtmauer und
Stadtwall verteilten das Wasser auf die Gräben bzw. den Mühlenkanal für die
Propsteimühle, ln Krisenzeiten konnte das kontinuierlich abfließende Wasser der
Stadtgräben durch sogenannte „Grundzapfen“, die auf dem Stadtplan von 1750
eingetragen sind, abschnittsweise aufgestaut werden. Das Wasser aus den Stadt-
gräben bildete mit der noch zu besprechenden Wasserkunst der Neustadt bis
zur Anlegung einer modernen Wasserleitung im Jahre 1889 die Grundlage der
Trink- und Brauchwasserversorgung Einbecks.
Aus dem inneren Stadtgraben wurde ein Röhren-, Rinnen- oder Steinkanalsystem
gespeist, das etwa 70 öffentliche Wasserschöpfstellen miteinander verband
(267; 268). Sie lagen in der Straßenmitte oder gelegentlich am Straßenrand
(vgl. 54; 58; 225; 271). Verschiedene Leitungsstränge lassen sich erkennen, die
vom Ostertor, dem Tiedexer bzw. Hullerser Tor und dem Stadtgraben vor der
Hullerser Mauer ausgingen. Sie funktionierten in Abhängigkeit von der Einlauf-
höhe im Stadtgraben nach dem System der kommunizierenden Röhren. Der Pegel
innerhalb der Schöpfstellen lag so hoch wie der Wasserstand in den Stadtgräben.
Aufgrund der hohen Reparaturanfälligkeit des Systems - die erhaltenen Stadt-
rechnungen nach 1700 weisen ebenso wie die Abrechnungsbücher der sog. Nach-
barschaften zahlreiche Reparaturen und Röhrenaustauschungen nach - haben sich
archäologische Spuren aus der Anfangszeit dieses Systems bislang nicht eindeutig
nachweisen lassen. Es sollte eigentlich bis ins 13. Jh. zurückreichen. Der älteste
 
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