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Die archäologischen Spuren des ehemaligen Nonnenklosters auf der Neustadt sind
noch geringer als die der Neustädter Kirche. Das Kloster lag auf dem großen Eck-
grundstück zwischen Hullerser Straße und Papenstraße (310 hellblau), das jetzt
vom Amtsgericht eingenommen wird. Über die nach 1318 entstandenen baulichen
Einrichtungen des Klosters sind wir mit geringen Ausnahmen nicht informiert. Im
Ansiedlungsvertrag von 1318 wurde lediglich die Frage der Klosterlatrine geregelt:
„Ok scolen wie maken unse hemeliken kamern also dep in der erden unde also
bewaren vor unreiner lufi, dat se nemede unse nahbare schädelich sie.“ Der
Stadtbrand von 1540 vernichtete auch das Nonnenkloster und seine Räumlichkeiten.
Notdürftig wieder hergestellt, gelangte das Grundstück 1570 durch Kaufan den
Rat der Stadt. Die letzte noch lebende Vorsteherin („domina“) des Klosters wurde
mit einer lebenslangen Versorgung abgefunden. Auf dem Gelände entstand der
städtische Marstall, die neue Ratsschule und die Pastorenwohnung der Neustädter
Kirchengemeinde.
Als bauliches Detail des Klosters förderte ein Kellerausbau im Amtsgericht 1954
die Reste einer Klosterheizung zu Tage. Es handelt sich vermutlich um eine
Steinspeicher-Warmluftheizung (322), wie sie schon für das Rathaus beschrieben
wurde. Der aus sieben Backsteinbögen gebildete Brennraum war 0,80 m breit und
2,80 m lang. Darüber lag eine mächtige Steinpackung zur Wärmespeicherung.
Wegen unzureichender Dokumentation bleibt im Zusammenhang mit der Heizung
die Funktion von etwa 40 gleichzeitig gefundenen Ofenkacheln (323) unklar.
Möglicherweise gehören sie zu einer Nachfolgeanlage in Form eines Kachelofens,
der jedoch aufgrund der Ofenkachelform wohl noch im 14. Jh. entstanden sein
müßte (vgl. Kap. XI, 14).

321 Neustädter Kirche, Abbruch 1963.

322 Nonnenkloster auf der Neustadt, Blick in das Gewölbe
der Steinspeicher-Warmluftheizung (Einbeck 35).

323 Im Zusammenhang mit dem Abbruch der Warmluftheizung fanden sich
auch ca. 40 Ofenkacheln des 14. Jh.s. (Einbeck 35).

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