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Heidelberger Familienblätter — 1862

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Nr. 1 - Nr. 14 (1. Januar - 31. Januar)
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Heidelberger Zamilienblätter.

Nr. 14. Freitag, den 31. Januar 1862.

Mozart bei der Kaiſerkrönung.

Hiſtoriſch-romantiſches Zeithen aus B. Pfer Vergangenheit im Jahre 1790
n G. W. Pfeiffer.

(Fortſetzung.)

„Ein Böſewicht iſt es,“ fuhr er dann erklärend fort, „der die Leute,
vorzüglich aber arme Mädchen betrügt, endlich Unfug auf einem Kirchhofe
verübt, und dafür von Einem, den er einmal umgebracht hat, an dem
Kragen erwiſcht wird, worauf zu Nutz und Frommen der Menſchheit und
Sündern zum abſchreckenden Beiſpiele der leibhaftige Teufel erſcheint, und
mit ihm zur Hölle fährt.
Comödie und Muſik waren bei den Gäſten ſpurlos verhallt, ſobald
jedoch der Wirth von dem Teufel erzählte, war Alles aufmerkſames Ohr.
Ueber die dämoniſche Erſcheinung verlangten Sämmtliche Auskunft,
indem ſie laͤut ihre Verwunderung kundgaben, daß ein Kapellmeiſter auch
ein Teufelsbeſchwörer ſein könne..
Kran mußte auch hierüber wieder berichtigend eintreten.
„Machen Sie nur unſerm Kapellmeiſter,“ ſprach er lachend, „keinen
böſen Namen; denn es iſt ja hier nur von einer Comödie die Rede,
die man Oper nennt. Aber dieſe iſt,“ fuhr er dann begeiſtert fort, „ſo
erhaben und ſo großartig, daß man es mit Worten gar nicht beſchreiben
kann. Bei den Poſaunentönen des letzten Aufzuges lief es mir eiskalt
über den Rücken herab. Das Publikum war aber auch vor lauter Ver-
gnügen ganz raſend und ich weiß nicht, was ſie in ihrem Freudentaumel
angefangen hätten, wenn ihnen die Anweſenheit des Tonſetzers bekannt
geworden wäre.“
Der Erzähler weidete ſich an dem Erſtaunen ſeiner Zuhörer, dann
zog er einen Theaterzettel aus der Bruſttaſche und hielt ihn in die Höhe.
„Unſer Opernperſonal,“ ſetzte er hierauf hinzu; „Sie wiſſen ja, die
Mitglieder der Kurmainziſchen privilegirten Geſellſchaft, welche im Stadt-
ſchauſpielhauſe auftritt, während die Kurtrieriſche Geſellſchaft auf dem
Paradeplatze ſpielt, hat aber auch in vollſtem Maaͤße ſeine Schuldigkeit
gethan. Da hören Sie einmal die Beſetzung.“
Alſo redend las er den Zettel:*)
„Don Juan: Herr Stegmann. Elvira: Dem. Zuccarini. Comman-
deur: Hr. Krug. Donna Anna: Mad. Walter. Don Gußmann: Herr
Walter senior. Leporello: Hr. Hübſch. Maſetto: Hr. Mende. Zerline:
Mad. Schick. Juwelier: Hr. Wolſchowsky. Gerichtsdiener: Hr. Bläß.“
Die Schoppengäſte hatten verwundert die ihnen ſo fremdartig klin-
genden Namen angehört. Eben wollten ſich einige derſelben Erklärung
ausbitten, warum denn nicht auch der Repräſentant der Hauptperſon,

*) Nach einem gleichzeitigen Theaterzettel, wecher ſich in eiver Sammlung von Theater“
zetteln auf der Stadtbibliothek defindet.
 
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