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Heidelberger Familienblätter — 1862

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Nr. 130 - Nr. 142 (2. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43183#0549

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Heidelberger Kamilienblätter.

Nr. 137. Mittwoch, den 19. November 1862.

Schwarzes Blut.

ö Während drüben im fernen Weſten die Wagſchale noch unentſchie-
den ſchwankt, welcher der beiden ſtreitenden Parteien das Uebergewicht in
dem brudermörderiſchen Kampfe zufallen wird, der nun nahe an zwei
Jahre dauert, ſchweifen die Blicke Europa's mit unruhigem Intereſſe
hinüber über die gewaltigen Waſſermaſſen und fragen ſich: Wird aus
dieſem Meere von Blut das Prinzip der Humanität oder die unſeren
Anſchauungen ſo peinlich widerſtrebende Inſtitution der Sclaverei in neu-
verjüngter Kraft hervorgehen? Hören wir, wie ein deutſcher Schriftſteller,
der durch ſeine Reiſeromane ſo ſchnell beliebt gewordene Armand, die
Frage, ob freies Menſchenthum oder Sclaverei, belletriſtiſch behaͤndelt.
Unter dem Titel: „Sclaverei in Amerika oder: Schwarzes
Blut, hat derſelbe vor Kurzem drei Bände Novellen herausgegeben,
auf die wir jetzt, des erhöhten Intereſſes wegen, mit dem Jedermann die
Dinge da drüben über dem Ocean verfolgt, zurückkommen. Namentlich
hat uns die erſte Erzählung: „Die Quadrone“ angeſprochen, aus
welcher wir ihrer Lebendigkeit und Friſche wegen ein Bruchſtück mittheilen.
Zur beſſeren Orientirung des Mitgetheilten diene Folgendes: Ein
Farmer, Crawford, hat ſeine eigne mit einer Selavin erzeugte Tochter,
Namens Leonta, als Sclavin verkauft. Die Art und Weiſe nun, wie
das junge Mädchen von dem Selavenhändler auf den Markt gebracht,
verkauft und ſchließlich doch befreit wurde, bildet den Gegenſtand dieſes
Bruchſtückes. ö

In Neworleans erregte eines Morgens in den Zeitungen folgender
Artikel große Aufmerkſamkeit unter den Bewohnern der Stadt:
„Bei den Herren Charles Weſton und Parker, Esplanadeſtraße
Nr. 137, iſt die ſchönſte Quadrone zu verkaufen, welche jemals auf die-
ſem Markte erſchien. Den Eigenthümern, welche ſich ſchmeicheln, ſtets
die vorzüglichſten Selaven geliefert⸗zu haben, gereicht es zum beſondern
Vergnügen, auf dieſes ausgezeichnete, wohlgezogene, noch gänzlich unver-
dorbene Mädchen, Liebhaber aufmerkſam zu machen, da ihnen vielleicht
niemals wieder Gelegenheit geboten wird, ein ſolches Prachtexemplar von
einer Quadrone zu erſtehen. Vormittags von acht bis eilf Uhr iſt Kauf-
luſtigen die Beſichtigung des Mädchens freigeſtellt, ſpäter nicht mehr, da
alsdann unſere regelmäßigen öffentlichen Verkäufe von Farbigen beiderlei
Geſchlechtes beginnen, zu welchen wir uns gleichfalls einem verehrten
Publikum empfehlen und die Verſicherung beifügen, daß wir ſtets darauf
bedacht ſein werden, das uns bis jetzt geſchenkte Vertrauen durch eine
Auswahl der beſten Artikel zu verdienen.
Cbharles Weſton und Parker, Sclavenhändler.“
 
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