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Heidelberger Familienblätter — 1862

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Nr. 15 - Nr. 26 (2. Februar - 28. Februar)
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Heidelberger Familienblätter.

Nr. 19. Mittwoch, den 12. Februar 1862.

Mozart bei der Kaiſerkrönung.

Hiſtoriſch-romantiſches Zeitbild aus Frankfurts Vergangenheit im Jahre 1790
von G. W. Pfeiffer. ö

(Fortſetzung.)

Wyngard wehrte mit beiden Händen. Dieſer Ausbruch väterlicher
Energie war ihm denn doch ein wenig zu ſtark. Kobmans merkte es und
lenlte begütigend ein. Endlich wurde verabredet, daß Alfred, um allen
Anſtand zu wahren, förmlich anhalten und dann erſt auf das abgeſchloſ-
ſene Geſchäft das Siegel gedrückt werden ſollte. ö
Kobmans ſchüttelte ſeinem Handelsgenoſſen die Hand, daß es krachte
und wollte ſich dann entfernen. An der Thüre aber blieb er plötzlich
ſtehen. ö ö
„Apropos,“ bemerkte er mit ſcherzendem Vorwurf, „Sie haben ja
lange keinen Wein von mir bezogen?“
Der Angeredete entſchuldigte ſich in gewandten und feinen Ausflüchten
und beſtellte endlich aus Höflichkeit und im Rückblick auf das abgeſchloſſene
gute Geſchäft eine Achtelohm Wein. ö
„Das iſt ja ein Tropfen auf einen heißen Stein,“ lachte Kobmans.
„Ich weiß beſſer, wie viel Sie haben müſſen und werde gleich eine ganze
Ohm ſchicken.“ ö ö
Wyngard zuckte die Achſeln und machte wider Willen ein freundliches
Geſicht. Im Großhandel, zumal, wenn er mit den Kindern getrieben wird,
muß man ſich ſchon etwas gefallen laſſen. ö
So ſchied der Beſuch in jeder Hinſicht befriedigt und der reiche
Banquier war allein.
Nochmals prüfte dieſer den Plan und fand ihn höchſt vortheilhaft.
Sein neuer Verwandter war zwar von weniger Form, ſogar derb, mit-
unter auch plump, aber er war auch rechtſchaffen, ſtand in Anſehen und
hatte viel Geld. — Was wollte er mehr?
Wäre Kobmans nicht ſo mit der Thüre ins Haus gefallen, wer
weiß, ob ſich der Handel ſo ſchnell und namentlich ſo glatt abgeſpon-
nen hätte? ö
Der alte Herr ließ nun den Sohn zu ſich beſcheiden und Alfred trat
gehorſam in den Salon.
Mit wenigen, indeſſen zierlich geſetzten Worten eröffnete ihm der Vater
das Project der Vermählung. Er hatte den Sohn als Kaufmann erzogen
und hofſte von deſſen richtigem und praktiſchem Blicke ſchnelles Aufgreifen
ſeines Planes, ſowie gröͤßte Bereitwilligkeit zur Durchführung deſſelben.
Wie ſehr mußte er daher betreten ſein, als Alfred zögerte? ö
Vater Wyngard verlangte Erklärung und der Bedrängte ſchob die
Schuld auf Anna. ö
„Das iſt im Reinen,“ entgegnete der Vater mit ſtrenger Miene, in-
 
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