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Heidelberger Familienblätter — 1863

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Nr. 1 - Nr. 12 (4. Januar - 30. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43184#0020

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— 20 —

„Es iſt zwar lange her,“ fuhr der greiſe Invalide fort, „aber die
Erinnerung packt mich von Zeit zu Zeit und preßt mir das Waſſer in die
Augen. Es iſt heute der funfzigſte Jahrestag der Schlacht bei Jena.“
„Richtig, es iſt heute der 14. October!“ riefen mehrere Stimmen.
„Das war eine mörderiſche Schlacht, da floß das Blut in Strömen,
als wollte es die ganze Welt ertränken und Erde und Himmel erbebten
bei der heftigen Kanonade. In dieſer Schlacht ſchlug uns zwar der
Corſe gewaltig aufs Haupt, aber wir haben es wieder wettgemacht durch
Leipzig und Waterloo.“ ö
Bei dieſen Worten leuchteten ſeine Augen und der Ausdruck von Trauer
verſchwand allmälig aus ſeinem Geſichte.
„Er hatte wackere Generäle, der Napoleon, da waren der Ney, der
Murat, der Lannes, der Augereau und wie ſie alle heißen mögen, die
haben uns bei Jena gehörig den Pelz gegerbt, aber einen Blücher hat
der fränkiſche Weltbezwinger nicht aufzuweiſen, und hätte der uns damals
bei Jena geführt, wir wären ſicher nicht ſo ſchlecht davon gekommen.“
Blücher's Name ſchien eine ſeltſame Wirkung auf den alten Soldaten
auszuüben. In der Hitze vergaß er bald, was ihn vorher ſo tief gebeugt
und er begann mit faſt jugendlichem Feuer uns ein Bild jener einſt für
Preußens Geſchick ſo entſcheidenden Schlacht bei Jena zu entwerfen. Er
hatte, wie er erzählte, in dem Holzendorf'ſchen Corps geſtanden, welches
bekanntlich bei Stobra von dem Marſchall Soult und ſpäter noch einmal

bei Buttelſtädt von Bernadotte geſchlagen wurde.
* ö (Fortſetzung folgt.)

V e r m i ſchte s.

Zwei junge Leute hatten ſich dieſer Tage
in Dresden wegen einer Liebesangelegenheit
tüchtig gezankt und ernſtlich entzweit. Erbost
waren ſie am Abend aus einandergegangen.

Am andern Morgen erſcheint bei dem Einen

ein Dienſtmann und gibt die Adreßkarte des
Andern ab, woraüuf geſchrieben ſteht: „Ueber-
bringer dieſer Karte hat den Auftrag, Herrn

N. N. zwei Stunden lang gründlich zu ver-

achten.“ — Ob und wie der Dienſtmann die-

ſen originellen Auftrag ausgeführt hat, darü-

ber ſchweigt die Chronik.

An den Schaufenſtern der italieniſchen.
Buchhandlungen ſieht man in Italien ſeit ei-

nigen Tagen die photographiſche Abbildung 5621, Rußland 3432, Großbritannten 521900,

Deutſchland 1412, Frankreich 7420, Belgien

der Kugel, die aus Garibaldi's Wunde gezo-

gen wurde. An einer hohlen Stelle des

Bleies hat man auf eine kaum merkliche Art
den Kopf des Kaiſers Ludwig Napoleon anzu-
bringen verſucht, was die beſondere Aufmerk-

ſamkeit des Publikums erregt. Unter der
Photographie ſteht eine Terzine geſchrieben,
die in Ueberſetzung lautet: „Ihn treffend, der
Italiens Liebling iſt, wollte Er das Haupi
der Freiheit treffen; aber der Schlag traf der
Tyrannei in's Herz.“

(Die Jeſuiten.) Die in Berlin erſchei-
nende „Evangeliſche Kirchen⸗Zeitung“ ſchreibt:
„Nach einer vom 11. Juni d. J. datirten,
vom Jeſuiten⸗General verfertigten offiziellen
Liſte ſoll ſich die Zahl aller Mitglieder die-
ſes Ordens gegenwärtig auf 37,929 belau-
fen. Dieſe Zahl vertheilt ſich auf die einzel-
nen Länder ſo: Italien 8350, Oeſterreich

1711, Schweiz 652 (U), die übrige Welt
zuſammen 4112.“

Redaction, Druck und Verlag von Adolph Emmerling.
 
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