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Heyne, Christian Gottlob ; Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm
Homer nach Antiken gezeichnet — Göttingen, 1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.857#0036

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sches Wesen, eine weibliche Figur mit einer
Fackel; welche wohl keine andre als Ve-
nus selbst, hier als Brautführerinn, seyn
kann. Man mufs glauben, sie steht hinter
oder bereits innerhalb des Fahrzeuges, in
welchem man noch an beyden Enden zwey
Trojaner als Gefährten des Paris sieht; man
erkennt sie an der Phrygischen Mütze. Die
Behandlung ist meisterhaft, alle Personen
nehmen Antheil an der Handlung; von allen
Nebenfiguren sind die Augen auf die Haupt-
figur gerichtet; der Ausdruck des Erstaunens
ist an beyden, Paris und Helena, nicht blos
im Gesichte, sondern selbst in der Stellung
sichtbar; sie fährt zurück, die Füfse bleiben
wie angefesselt, an der Stelle; der Knabe un-
terstützt sie und zieht sie wieder vorwärts;
sie hält das eine Ende des Schleyers, als
selbst begierig den schönen Mann anzu-
schauen; hiedurch wird der ganze Oberleib
entblöfst, und die völlige schöne Gestalt dem
Auge des erstaunten Paris dargestellt. Dieser
ist ganz in Betrachtung, Anschauen, und Be-
wundern versunken; sein Blick hängt an
dem reitzenden schönen Weibe, das er vor
sich sieht; diefs rechtfertiget ihn, dafs er so
ganz unbeweglich sitzen bleibt. Der Cha-
rakter des Werks scheint also in so fern völ-
lig erschöpft zu seyn,

Dass die Vorstellung von der gewöhnli-
chen Erzählung abweicht, fällt in die Augen;
 
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