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Heyne, Christian Gottlob ; Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm
Homer nach Antiken gezeichnet — Göttingen, 1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.857#0152

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15

I.

KOPF DES POLYPHEMS,

Bisher war die Picde von des Ulysses
Abentheuer, als epischer Dichtung; Erzäh-
lung eines alten Volksmährchens, niit allem
Schmuck der Poesie und Erdichtung ausge-
stattet. Aber was bietet eben diese der Kunst
dar, als Stoff, den sie behandeln könnte?

Ulyss ist in mehrern Theilen der Hand-
lung leicht zu einer charakterisirten Vorstel-
lung zu bilden; die wir auch im Einzelnen
sehen werden. Aber voran geht doch die
Gestalt des Polyphems selbst.

Dass sich das Häfsliche in der Kunst vor-
stellen lasse, ohne das Kunstwerk zu entstel-
len, bedarf keiner überfeinen Theorie: die
Sache giebt es selbst. Das Mifsgestaltete, am
schicklichen Orte und zu rechter Zeit ange-
stellt, setzt die Seele des Anschauenden auf
mehr als eine Weise in Bewegung, durch Ver-
wunderung, durch Mitleid, durch Abscheu,
am befsten aber durch Contrast mit dem
Schönen.

Zum Schrecken ist ein einäugiges oder
vieläugiges Geschöpf unstreitig geschickt.
Wie sich der alte Dichter den Cyclopen ge-
dacht hat, ist nur aus der Beraubung des
Auges abzunehmen, weil Polyphem dadurch
 
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