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Heyne, Christian Gottlob ; Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm
Homer nach Antiken gezeichnet — Göttingen, 1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.857#0087

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25

VI.

ULYSS FÄHRT VOR DEN SIRENEN

VORBEY.

Die Erzählung ist aus dem zwölften
Buche der Odyssee bekannt. Dafs die Sire-
nen symbolische Wesen sind, läfst sich wohl
nicht bezweifeln; wenn man auch nicht ent-
scheiden kann, was sie in der ersten Erfin-
dung können bezeichnet haben; genug im
Homer sind es weibliche Wesen, welche mit
süfsem Gesang bezaubern und mit schmei-
chelnden Worten an sich locken, aber zu
einem gewissen Verderben. Wer sieht nicht,
dafs die verderblichen Reitze der Lüste
hierin angedeutet sind! In eben dieser Rück-
sicht war ihr Wohnort eine schöne anmu-
thige Insel; aber rund umher umgab sie ein
Haufen Gebeine verwefster Menschen. Ihren
Reitzen und Lockungen zu entgehen, war
kein ander Mittel, als sich, so bald man sich
der Insel näherte, die Ohren zu verstopfen,
oder sich fest binden zu lassen. So weit
hatte der Dichter der Odyssee die Fabel aus
anderer Hand; er reihet nur dieselbe in die
Abentheuer des Ulyfs ein, und setzt die Insel
in das unbekannte westliche Meer, das die-
ser nach der Abfahrt von der Circeninsel
durchirrt. *

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