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Heyne, Christian Gottlob ; Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm
Homer nach Antiken gezeichnet — Göttingen, 1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.857#0072

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an, als er, vom Jupiter gesandt, der Calypso
befahl, den untröstlichen Gast von sich zu
lassen.

Leicht läfst sich begreifen, wenn jede
Entfernung vom Vaterlande schmerzlich ist,
so bald einmal das Gefühl recht lebhaft wird;
und wer hat in seinem Leben nicht wenig-
stens einmal dieses Gefühl in der Entfernung
von den Seinigen empfunden] 0 so mufs
eine Trennung durch das weite Meer, der
gezwungene Aufenthalt auf einer Insel, und
auf einer wüsten Insel, ohne Aussicht zur
Rettung, ohne Hoffnung einer Befreyung, wo
kein Schifffahrer landet, das Gemüth in die
bittersten Schmerzen bis zur Verzweiflung
versenken. Er beneidet jeden Vogel, den er
nach dem festen Lande fliegen oder von da-
her kommen sieht; in jeder Wolke, die über
seinem Haupte nach der Gegend zieht, möchte
er getragen werden. So tief liegt das Ge-
fühl der Heimath in uns, dafs uns schon Er-
zählungen von Unglücklichen, die auf wüste
Inseln verschlagen sind, mächtiger anziehen,
als irgend eine andre rührende Geschichte.
Welches junge Herz war nicht bey dem
Schicksal des auf seiner öden Insel einsamen
Robinson Crusoe gerührt.

Hier sitzet der im sehnenden Verlangen
vertiefte Held; weit hinaus in die See ist sein
Blick gerichtet; er sucht am Horizont irgend
eine Spur von Land auszuspähen; seine Stel-
 
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