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Heyne, Christian Gottlob ; Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm
Homer nach Antiken gezeichnet — Göttingen, 1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.857#0132

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so wie bey einem Schriftsteller nur das der
wahre Sinn seyn kan, was er nach den Denk-
und Sprachregeln hat sagen können und müs-
sen. Nur das kan der Künstler gedacht haben,
was er, der Künstlerfabel, der Kunstregel, und
dem Kunstgebrauche gemäfs, vorstellen konn-
te. Eben dieses aber mufs der Künstler selbst
bestimmt, oder durch Nebenumstände, die die
Kunst zu Hülfe nehmen mufs, angedeutet
haben. Aus vertraulicher Bekanntschaft mit
Kunstwerken kan eine wohlgeleitete Ideen-
verbindung zu dem wahren Sinn führen,
wenn man die Charakteren auffindet, welche
der Künstler, um den Sinn zu bestimmen, ge-
brauchen mufste; hat aber der Künstler diefs
zu thun unterlassen, so mufs man sich blos an
den Formen und dem allgemeinen Ausdruck
genügen, und das Errathen des eigentlichen
Sinnes lieber ganz aufgeben. So hier, wenn
ein Ulyfs mit der Schiifermütze die Pferde
mit dem Bogen in der Hand antriebe; zu-
mal wenn ein andrer auf einem der beyden
Pferde säfse 3), so liefs sich an Diomed und
Ulyfs denken. Ideenverbindungen allein,
welche die Phantasie nach dem Ähnlichen,
was man irgendwo gesehen oder gedacht
hat, wieder erweckt, geben keine Erklä-
rung; es können sehr artige und anmuthige
Spiele der Imagination, auch wohl des Witzes
seyn; nur sind es keine Deutungen, die uns
den Sinn des Kunstwerks, das, was der
 
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