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Heyne, Christian Gottlob ; Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm
Homer nach Antiken gezeichnet — Göttingen, 1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.857#0139

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seinen Gelahrten kam, von denen einige ge-
fressen wurden, die übrigen sich retteten,
indem sie sich unter dem Bauch von Ham-

meln fest banden. Das ist gar zu einfältig1.

o

wird man ausrufen. Gleichwohl, göttliche
Dichtkunst, mit welchem Zauber der Phan-
tasie und der Sprache ist durch dich dieses
Mährchen in eine Erzählung des ehrwürdi-
gen Alterthums verwandelt, welche man mit
theilnehmender Aufmerksamkeit liest; den
Riesen, den Ulyfs, die Gefahren, vor Augen
zu sehen glaubt, in unruhiger Erwartung
des Erfolges ist, bey der anschauenden Un-
möglichkeit der Rettung bänglich wird,
über die Kühnheit des Ulysses erstaunet, und
bey seiner Rettung sich freuet.

Dass der Dichter das Mährchen nicht
erfand, sondern es schon als eine gangbare
Erzählung antraf, wird wahrscheinlich, weil
ein so sinnreicher Dichter sonst etwas Ge-
scheideres erfunden haben würde, das mehr
Wahrscheinlichkeit in den Hauptmomenten
gehabt hätte. Dafs sich der geblendete Riese
im Eingange der Höhle hinsetzte, und die
Arme ausspieitzte, um die Fremden, wenn
sie entwischen wollten, zu haschen, ist
schlecht ausgedacht; denn sie konnten auf
der Erde hin kriechen; und wenn sie sich
unter dem Bauche von Schafböcken festbin-
den liefsen, so durfte er nur die Rücken der
Thiere betasten, um den Gurt zu fühlen.
 
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