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Heyne, Christian Gottlob ; Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm
Homer nach Antiken gezeichnet — Göttingen, 1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.857#0227

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IO

Stück Fleisch gefafst, und mit der rechten
greift er, mifstrauisch schielend, nach dem
ihm von Ulyfs gereichten Becher; der Cyclope
selbst ist eine ganz zur bösartigen Viehnatur
erniedrigte, widrige, Menschennatur, welche
keinem Gefühle von der Kunst des Ausdrucks
Raum läfst. So fern hätte also das Werk,
was wir auf unserm Blatte sehen, vor jenem
seinen Vorzug.

Befremdend ist gleichwohl die grofse
Jugend der Figur, welche der Cyclope hält;
befremdlich das Diadem, oder Kopfbinde,
die sein Haar umwindet, und auf keinen Ge-
fährten Ulyfsens hinweisen kann. Und was
soll man bey der Hirtenflöte denken, welche
der Cyclop in der Hand hält! sie ist nicht
nur ganz müfsig, sondern schickt sich auch
zur Handlung nicht. Alles diefs führt auf
eine ganz andere Fabel. Die Hirtenflöte
bringt uns den Polyphem, als Liebhaber der
Seenymphe Galatea, in Erinnerung; eine sol-
che Flöte hielt er unter dem Arme auf einem
Gemälde, wo er vom Felsen herunter sah,
wie sich Galatea in ihrem Wagen auf der See
belustigte *)• Eine Hirtenflöte geben ihm die
Dichter in bekannten Stellen, wenn sie ihn
über seine verachtete Liebe zur Galatea kla-
gen lassen % Die Flöte führt uns also auf
die Liebe zur Galatea. Aber was wird dann
die jugendliche Figur seyn, die er am Arm
hält? Diese erhält eben nun ihre Erklärung
 
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