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Hirschfelder, Dagmar
Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts — Berlin: Mann, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.47555#0108

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96

Der Bildbefund der 1620er und frühen 30er Jahre


Abb. 13 Anonymer Künstler, Johan van Alkema.de (1609-1653),
Privatbesitz [Kat. 3]


Abb. 14 Anonymer Künstler, Christina van Arkel (gest. 1662),
Privatbesitz [Kat. 4]

frühesten Beispiele hierfür sind Cornelis van Poe-
lenburchs Pendantporträts von Jan Pellicorne (1597-
nach 1653) und Susanna van Collen (1606-um 1637)
als Hirt und Hirtin (Baltimore, Walters Art Museum)
[Kat. 370-371, Taf. VIII] von ca. 1626 zu nennen.105
Der pastorale Charakter der Bilder wird nicht durch
Attribute, sondern allein mittels der (Ver-)Kleidung
explizit gemacht.106 Honthorst fertigte seine ersten
halbfigurigen Porträts in Schäfertracht, die den Win-
terkönig Friedrich V. und seine Frau Elizabeth Stuart
zeigten, noch vor 1630 an - die Pendantbildnisse sind
aber leider nicht erhalten.107
Bildnisse in Schäfertracht zeigen die Porträtierten
durchaus nicht immer in einer bestimmten, der Schä-
105 Zur Identifizierung der Dargestellten vgl. Kat. Utrecht /
Frankfurt / Luxemburg 1993/94, S. 1 lOf. m. Anm. 16; Kat. San
Francisco / Baltimore / London 1997/98, Kat. Nr. 60/61, S.
316-320.
106 Ein weiteres Bildnis Poelenburchs von Susanna van Collen
(1606-um 1637) (Kupfer, 0 11,5 cm, Kunsthandel Hall &
Knight LTD 2001, Foto RKD, Den Haag) zeigt die Darge¬
stellte nicht viel älter und ebenfalls in fiktivem Kostüm. Sie
trägt ein dunkelbraunes Kleid ohne Spitzenkragen, dessen
tiefer Ausschnitt Susannas weißes Hemd mit waagrechtem

ferdichtung entlehnten Rolle.108 Wesentlich häufiger
beschränkten die Maler sich darauf, die dargestellte
Person durch pastorale Kleidung und Attribute wie
Schäferstab, Strohhut, Blumen oder Flöte nur in all-
gemeiner Weise als Hirte oder Hirtin zu charakteri-
sieren, wie es auch in pastoralen Genrebildern üblich
war.109 Wurde die Festlegung auf einen bestimmten
Charakter gewählt, optierten viele Auftraggeber da-
für, sich als Granida und Daifalo aus Pieter Corne-
lisz. Hoofts Theaterstück »Granida« (1615) darstel-
len zu lassen.110 Ein deutliches Erkennungsmerkmal
dieser Bildnisse ist das Attribut der mit Wasser ge-
füllten Muschel [Kat. 3-4, Abb. 13-14], Selbst wenn
die Dargestellten auf pastoralen Porträts jedoch
Brustausschnitt sichtbar werden lässt. Offensichtlich handelt
es sich hier um ein Kostümporträt, möglicherweise mit pas-
toralem Hintergrund.
107 Judson / Ekkart 1999, S. 28f.
108 Zur Frage nach der Gattungszugehörigkeit pastoraler Dar-
stellungen vgl. Meyere 1993/94, S. 23.
109 Zu Kleidung und Attributen, die in Hirtendarstellungen ver-
wendet wurden, vgl. Kettering 1983, S. 35, 56-60.
HO Vgl. Kettering 1983, S. 81.
 
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