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Holtzinger, Heinrich
Die altchristliche Architektur in systematischer Darstellung: Form, Einrichtung und Ausschmückung der altchristlichen Kirchen, Baptisterien und Sepulcralbauten — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26242#0025
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ERSTES BUCH.

Die altcDristlichen Kirclien.

ERSTER ABSCHNITT.

Lage und Orientirung der Kirchen.

§8. Die Lage der Kirchen.

Es liegt in der Natur der Sache, daß die eigentlichen Kirchen
innerhalb der Städte oder kleineren Orte gelegen waren.

Wenn es bei Optatus von Mileve, De schism. Donat. II, 4
heißt, daß die Schismatiker in Rom, nach der Mitte des dritten
Jahrhunderts, unter den mehr als vierzig Bafiliken (inter quadraginta
et quod· excurrit basilicas) keine Verfammlungsftätte zum Gottesdienft
gefunden haben, weshalb fie speluncam quandam foris a civitate
cratibus sepserunt, ubi ipso tempore conventiculum habere potuissent,
unde Montenses appellati sunt, fo ift darin kein Gegenfatz zwifchen
Kirchen innerhalb und außerhalb der Stadt involvirt, fondern es
ift lediglich ein ärmliches Conventikel der Häretiker den eigent-
lichen Kirchenbauten gegenübergeftellt. Es ift zudem zweifelhaft,
ob die „mehr als vierzig Bafiliken“ fämmtlich Gemeindekirchen
in der Stadt oder nicht theilweile auch Sepulcralkirchen waren.

Denn wo der Grabbau eines Apoftels oder Märtyrers bei fteigender
Verehrung lieh als räumlich unzureichend zur Befriedigung des rituellen
BedürfnilTes erwies, wurde demfelben häufig ein weiterer Bau, meift
von bafilikaler Geftalt (Cömeterialbafilika) hinzugefügt, der an Größe
und Pracht der Ausftattung oft mit den Kirchen innerhalb der Thore
wetteiferte.

Solchen Urfprunges ift die Peterskirche, eine conftantinifche
Gründung über dem Grabe des Apoftelfürften am vatikanifchen
Hügel1), in ihrer alten, 1506 zerlförten Geftalt eine der größten

!) Bekanntlich ift das Stadtquartier Roms jenfeits des Pons Aelius, zwifchen dem
Maufoleum des Hadrian (Engelsburg) und dem vatikanifchen Hügel erft unter Leo IV (847
—855) als civitas Leonina in die Stadt einbezogen und mit Mauern umfchloflen worden.
 
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