Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 80 —

Hand die im Ellenbogen erhoben ist eine Schale.
Ueber ihr fliegen zwei Amores, die einen Kranz
halten. Links von der Göttin eine bekleidete
Frau (Baccha), welche, nach links vom Beschauer
gewendet, vom Hintergrund hervorkommt und mit
dem linken Arm das Scepter oder den Thyrsos
umfasst; sie hat in beiden Händen eine Schnur
mit zwei Glocken (sie). Auf der anderen Seite
der Göttin springt ein ziegenflissiger Pan hervor,
nach rechts gewendet: er wie die Baccha reichen
nur bis zu den Hüften der Frau und wenden die
Köpfe zu ihr empor. Jederseits ein Baum, oben
und im Hintergrund sieh, verästelnd und blätter-
reich. Die Frau, die mau im ersten Augenblick

für Venus halten könnte und möchte, ist doch
wol nach ihrer Begleitung als Ariadne zu deuten;
| die französischen Gelehrten bezeichnen sie als
| 'figure panthee', wozu meines Erachtens keine
genügende Veranlassung vorliegt. Gefunden
zusammen mit zwei Eöweuköpfen aus Berg-
krystall (no. 5296 und 5297) in einem Grabe
'sur les bords du Rhin' und wie nicht ohne
Wahrscheinlichkeit vermuthet und angenommen
wird, ursprünglich Verzierungen eines antiken
Stuhles216. Als Gegenstück zu der Ariadne
denke ich mir auf der elfenbeinernen Verklei-
dung des anderen Lehnpfosten Bacchus dar-
gestellt.

MUSEE DES AR

Unter den vorhandenen Kunstwerken grie-
chischer und römisch-griechischer Zeit, welche wie
die Werke anderer Epochen und Nationen gleich-
falls theils eigener Besitz des Museums sind, theils
von Privaten zur Ausstellung geborgt waren, möchte
ich der folgenden besonders Erwähnung thun:

1 Marmorsarkophag gewöhnlicher Arbeit, aber
guter Erhaltung; hoch 0,34; lang 1,83; breit 0,445.
— Vorn: acht Eroten, je zwei einanderzugewendet,
tragen eine Fruchtschnur auf den Schultern, die
zwischen ihnen in Bogen herabfällt. Je zwei
gegeuüberbefindliche Eroten halten immer ein
Waffenstück: Schwert in Scheide — Helm —
Schildrund (Inschriftspuren) — Panzer. An jeder
Ecke ein spindelartiger hoher Schaft, an denen
oben die Fruchtschnur befestigt ist. An den Seiten
noch je ein Erot, die Enden der Fruchtschnur
tragend. Die zehn Figuren sind in grosser Be-
wegung dargestellt, je auf ein Knie fallend und
den Kopf hintenüberlegend.

'S DECORATIFS.

2 Rothfigurige Trinkschale; Zeichnung massig;
Durchm. ungefähr 0,25. Im Besitz von Feuardeut
und Rollin. —• Innenbild. Auf eiuer langen Kline
(mit Matratze und Kopfkissen) liegt ein Knabe,
den eine vor ihm stehende Frau (Doppelehiton
mit Ueberwurf) mit der Linken am Kopf gefasst
hat, während sie ihm mit der Rechten (vom Ellen-
bogen au schlecht ergänzt) ein langes Schwert in
den Hals stösst. Vergebens hebt der Knabe
Hebend die Rechte und wehrt sich mit den Beinen.
Oben hängen (bez. liegen) Scheide und Kithara;
unten steht vor der Kline die grosse Fussbank. Auf
den Aussenselten verfolgen Satyrn Bacchantinnen;
Spuren von Inschriften. Ob die Kindesmörderin des
Innenbildes Proline ist oder etwa Medea sein soll ?

2IC) [Vgl. dazu jetzt Dobbert Repertorimu für Kunst-
wissenschaft VIII S. 17(1 ff; ob freilich das Pariser Relief
mit den Elfenbeinreliefs der Aachener Domkanzel einst
zusammengehörig war, bleibt sehr unsicher und fraglich-,
vgl. ferner Aus 'm Weerth bei Kraus RE. des ehr. Alterth.
I S. 401 und Kraus Repert. f. Kunstwissensch X S. 11)71.
 
Annotationen