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hoch: in c erreichen die Füsse der darauf sitzen-
den Frau nicht den Erdboden. In der Terracotta
aus der Cyrenaika (a a*) ist das Dach weniger
spitz und weniger hoch als in c c* (und in b, wenn
mich die Erinnerung nicht trügt); während der
Sarkophag dort (a und a*) auf kleinen Füssen
ruht, steht er in der unteritalischen Darstellung
auf einem breiten Ablauf (c). Die Frau hat sich
eben auf dem Grabmal eines geliebten Todten

niedergelassen: mit der Rechten stützt sie sich
auf, mit der Linken aber hebt sie den herabge-
glittenen um den Unterkörper liegenden Mantel
(etwa um Thränen zu trocknen oder den Kopf in
der Trauer aufzustützen). Der hochgegürtete Chi-
ton hat sich in a a* b auf der rechten Schulter
gelöst und lässt die rechte Brust entblösst, was
in c c* nicht der Fall ist. Die Compositum129 ist
von grosser Schönheit und Wirkung.

BEMALTE VASEN.

Die ansehnliche Fülle der bemalten Vasen, die sich im Louvre angesammelt haben, besteht
aus zwei auch räumlich gesonderten Abteilungen: der alten Sammlung, welche der letzte Bourbone
eingerichtet hat und die daher den Namen 'Musee Charles A" führt, und der umfangreichen Samm-
lung Camparia, welche der vorläufig letzte Napoleonide angekauft und die den Titel "-Musee Napo-
leon IlV hat. Beide Abtheilungen werden ständig vermehrt: so sind zB. dem Museum Karl's X. eine
grosse Zahl weisser attischer Lekythoi sowie anderer im eigentlichen Griechenland gefundener Vasen
zugekommen, während die Erwerbungen aus den zerstreuten Sammlungen Bammeville Barre Paravey
Prince Napoleon u. a. m. in der anderen Abtheilung sich finden. Es ist kein Ruhmestitel für die
französische Archäologie, dass bisher kein Katalog, keine Beschreibung dieser ebenso reichen als in
jeder Hinsicht wichtigen Abtheilungen vorhanden ist — die einzige grosse Vasensammluug Europa's,
die noch eines wissenschaftlichen Verzeichnisses entbehrt! Hoffen wir, dass im Interesse der Wissen-
schaft diesem Uebel bald abgeholfen wird und in Bälde ein der schönen Sammlung würdiger Kata-
log erscheint! Kleine Bausteine dazu gebe ich im folgenden: theils Beschreibungen von Vasenbildern,
welche, bisher gar nicht beachtet oder erwähnt, nach irgend einer Seite hin meiner Meinung nach
bekannt zu werden verdienen; theils Bemerkungen zu Vasen, welche längst bekannt sind und völlig
abgcthan schienen, aber doch noch in grösseren oder kleineren Einzelheiten Nachträge bez. Ver-
besserungen gestatten.

VASEN IM MUSEE CHARLES X1:i".
I. Alte Sammlung.

Die ersten Anfänge gehen auf Napoleon I zurück, der neben den Marmorwerken auch eine
Anzahl von Vasen aus Italien — aus dem Institut zu Bologna131 und dem Museo filarmonico zu Ve-

129) Vgl. auch zum Motiv die Terracotta aus Myrrhiua
bei Furtwiingler .Sammlung SabourotV zu Taf. 15/17 S. (i.

130) Die Formen betreffend, so verweisen die Zahlen

hinter den Vasennameu stets auf die Formentafeln meines
Neapeler Vasenverzeichnisses.

131) zB. Visconti Op. Var. IV p. 2G4 no. 9.
 
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