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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 22.1874

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.62248#0126
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124

Jllustrirte M e l t.

sogenanntem Naturton, die Wappen sind bunt bemalt auf Gold-
grund und das Ganze macht deßhalb einen doppelt zierlichen,
angenehmen Eindruck. An Festtagen ist der Haupteingang mit
Fahnen aller Staaten ringsum geziert, und dieses bunte Flattern
der Farben erhöht seine Schönheit noch mehr. Vor dem Hauptein-
gange stehen noch zwei himmelanstrebcnde Riesenmaste mit Flaggen,
welche aber der Zeichner nicht angebracht hat, um das Durchsich-
tige, das Zierliche des Ganzen nicht zu stören oder zu verdecken.
Gerade die Durchsichtigkeit bildet einen wesentlichen Reiz des
Haupteinganges. Selbst wenn man vor ihm steht zur Zeit seines
Geschlossenscins, übersieht man den vorderen Platz im Innern,
welcher zum Palaste führt, den Vorplatz, welcher im schmuckesten
Grün Prangt, zwischen dem die Teiche glitzern und die Spring-
brunnen plätschern. Die gedeckten Gänge dehnen sich wie eine
Barriere rechts und links vom Haupteingange eine Strecke lang
gerade aus, ziehen sich dann im scharfen Winkel oder Rechteck an
den Direktionsgebüuden nach dem Innern des Platzes, machen
noch zweimal eine rechteckige Biegung nach der Breite des Platzes,
formiren dann einen Bogen oder Kreisschnitt, um abermals im
Rechtecke sich ausbreitend endlich zum letzten Winkel zu leiten,
welcher nach vorwärts führt. Im Sonnenschein und Regen ist
man da wohl geborgen, auch Bänke laden zum Ruhen in den
Gängen ein, welche über den Weltausstellungsplatz wie durch einen
reizenden Park leiten, rechts an dem Kaiserpavillon, links an dem
der Jury vorüber. Rechts und links vom Haupteingange, in
einigem Abstande, sind zwei kleine hübsche Portale im harmoni-
schen Style, welche die Passagen für alle Jene bieten, welche von
dieser Seite an der Hauptallee des Praters in den Weltaus-
stellungsplatz gelangen wollen, und diese Passagen konkurriren um
die höchste Zahl der Besucher.

Allster mm stein RsLianti-Rciclie.
(Bilder S. 117.)
Wir müssen uns jetzt in ein weitentlegcnes Land versetzen,
nach der Gold- und Sklavenküste Westafrikas, wo augenblicklich
ein hartnäckiger Krieg zwischen den Engländern und den Ein-
geborenen sich abspielt. Ein Blick auf die Karte zeigt uns eine
der Hauptursachen des Streites. Die Küste, also der Zugang
vom Meer aus zu diesen Landestheilen, wird beherrscht durch eine
Reihe von Forts, die den verschiedensten Nationalitäten, als
Engländern, Holländern, Deutschen, Franzosen und Dänen an-
gehören. Hinter diesem Fortgürtel liegt ein Landstrich, das Pro-
tektorat genannt, und der von den Stämmen der Fantis bewohnt
wird, an welche sich tiefer im Lande das unabhängige Königreich
der Aschantis anschlicßt. Die Grenzen dieses Protektorats sind
einigermaßen zweifelhaft und schwanken zwischen achtzig und drei
Meilen Tiefe in's Land hinein, so viel ist aber sicher, daß der Küsten-
saum faktisch in den Händen der Europäer ist. Dieß benützten die
Engländer nach der Abtretung der Ansiedlung von Seiten der Hol-
länder, die Einfuhrsteuer von Tabak, Branntwein und Schießpulver
zu erhöhen, sehr zum Mißvergnügen der dahinter wohnenden Aschan-
tis; dann behauptet der König dieses Reiches noch, die Holländer-
hütten nicht die Machtbefugnis gehabt, das Fort Elmina abzu-
treten, das gehöre ihm. Man sieht, es ist den Aschantis haupt-
sächlich um einen Fußpunkt und freie Einfuhr an der Küste zu
thun, und Oel in's Feuer goß noch, daß die aus Fantis gebildete
englische Polizei einen berühmten Aschantihäuptling von riesen-
haftem Körperbau, der sich mancher Verbrechen an dem Grenz-
gebiet schuldig gemacht, gefangen nahmen, und so entstand dort
fern ein Krieg, der durch die Ausdauer und kriegerische Gewandt-
heit und Kraft der Wilden, die übrigens gut mit Feuerwaffen
versehen sind, einige Zeit lang die Engländer unangenehm genug
beschäftigen wird, obgleich ihr schließlicher Sieg nicht bezweifelt
werden kann. Unsere Illustrationen, an Ort und Stelle von dem
englischen Zeichner Skerschley ausgenommen, zeigen uns zuerst eine
Generalansicht Elminas voni Fort St. Georges aus, welches kürzlich
diese Stadt Lombardirte, und dann das verhängnißvolle Fort selbst.
Diese Festung St. Georges del Mina oder Elmina ist von den
Portugiesen erbaut worden und achtzig Jahre hat es gedauert, Lis
es so weit vollendet wurde, wie sie jetzt dasteht. Die Brustwehren
erheben sich fünfzig Fuß über den Gräben, welche eine Drehbrücke
mit deni Lande verbindet. Die in der Tiefe des Forthofes ge-
legenen Wasserbehälter enthalten eine unbegrenzte Menge brauch-
baren frischen Wassers: ein höchst wesentlicher Theil der Ver-
proviantirung. Unser drittes Bild stellt den Haupteingang zum
Palaste der Aschantiherrscher in der Hauptstadt seines Reiches in
Cumaßie dar, wo lange Zeit hindurch einige Missionäre in harter
Gefangenschaft gehalten wurden. Der königliche „Palast" ist
umgeben von einer hohen Lehmmauer, die oben geschützt ist mit
starken spitzen Holzscheiten. Die fürstliche Residenz und Haupt-
stadt dieses schwarzen Herrschers ist fern von dem Gürtel der
schädlichen Sümpfe gelegen, welche die Küste einsassen, und hat,
obgleich ein heißes, doch gesundes Klima. Das Portal des
Schlosses zu Cumaßie krönt ein Strohdach, das sehr einladend mit
Menschenschädeln verziert ist. Zu beiden Seiten dieses Portals
aber befinden sich fast nach europäischem Muster zwei Schuppen,
in denen die königliche Wache faulenzt und raucht. Unsere
vierte Skizze zeigt uns den Fetisch-Tempel des Prinzen Hahansu.
Die geheiligten Figuren sind roh aus Lehm und Holz verfertigt
und roth und weiß angestrichen. Der Sockel der ersten Figur
an der Thür ist mit Blut und Federn beschmiert, wie überhaupt
alle die Untersütze, auf welchen geheiligte Symbole stehen, in gleicher
Weise geschmückt sind. Die liegende Figur ist ein betender Afa,
er ist bedeckt mit einem geheiligten Tuch, das fast aussieht wie
ein Stück mit Blut besprengten Calicos; an der linken Wand des
Tempels hängt an einem Strick von blauer Baumwolle eine blau
und weiß gefärbte baumwollene Kugel herab, welche den Lebenssetisch
vorstellt. Als Opfer werden den Fetischen kleine Schalen mit
einem Gemenge von Rum und Früchten dargebracht. Unsere
letzte Illustration zeigt eine öffentliche Hinrichtung zu Cumaßie.
Eine der Hauptpersonen bei diesem Akt ist ein Herold, der auf einem
thönernen Blocke steht und eine Art Gong bearbeitet. Dieser Mann
ist kostümirt mit einer schneeweißen Blouse, von Baumwollcnschnüren
geflochten, aus dem Kopf trägt er ein silbernes durch Schnüre
sestgehaltencs Horn und an beiden Seiten der Hüften Leoparden-
schwänze. Das Opfer ist halb in Kattun gehüllt, hat die Hände
auf den Rücken gebunden und einen Knebel im Munde. Er
rutscht aus den Knieen zum Henker vor, während die ihn eskor-

tirende Sicherhcitswache, ihn an Schnüren haltend, nachrutscht,
was sich entschieden recht feierlich ausnimmt. Das Kopfabschlagen
versteht man in Cumaßie vortrefflich und die Befehle dazu sind
ein wesentliches Rcgierungsgeschäft des Königs der Aschanti.
Der Henker bezeugt durch seine wahrhaft königliche Kleidung —
nach der Anschauung der Aschantis — die große Wichtigkeit seiner
Prozeduren. Er ist ähnlich prachtvoll wie der Herold kostümirt,
trägt aber auf dem Nacken ein großes, rundes, glänzendes
Goldschild, auf seinem Kopf ein Affenfell mit dem Schädel des
Thieres vor der Stirn. Sein Schwert hat eine goldene Hand-
habe und eine bossirte Stahlklinge. Er soll in seinem Fach
große Uebung haben, und wir wollen hoffen und wünschen, daß
er nur Landsleute so zu exckutiren hat.

H o m o n lj m e.
Der Maler muß es oft, will er dem Bilde geben
Die Aehnlichkeit mit der Natur, das wahre, rechte Licht —
Doch kommt's bei uns auch vor, wenn wir vor Schreck erbeben.
Wenn jäher Zorn, urplötzlich Freud' aus unserm Auge spricht;
Es soll den Journalisten manchmal selbst passiven,
Besonders wenn am Sprung des Reiches Lenker sind —
Sie dreh'n alsdann — um ja nichts zu riskircn —
Wie man so sagt, den Mantel nach dem Wind!

Auflösung des Niithsels Seite 92:

G
Bromberg
Ucker-
Celle
Haleb
Dalmatien
Rehme
c->
Unstrut
Kelat
. Krakau
r?
Edinburg
W
Rumänien
Katzenellenbogen
---
Urga
Nazareth
Spalato
7^
Tartarei

Bildert stth sl't.

Auslosung des Bilderräthscls Seite 92:
Das Denken macht groß, das Fühlen reich.


Scha ch.

(Redigirt von Jean Dufresne.)
Von E. V. Cook.
Schwarz.



MM.
Weiß zieht und seht mit dem dritten Zuge Matt.

Auflösung des Rösselsprungs Seite 92:
Der Gesundbrunnen.
Ich hab' den Born gesunden.
Der sichre Heilung bringt.
Es muß, es muß gesunden
Wer einmal davon trinkt.
Wie Himmelsfeuergüsse
Durchdrang es mich zur Stund, *
Denn seine Flut sind Küsse,
Er selbst ist Liebchens Mund.
Arthur Winckler-Tannenberg.

Mine Hom'spondmz.


Hrn. Joh. Thomm... in St. Wir senden so kleine Manu-
skripte wie ein Gedicht nicht zurück. Die Post selbst würde übrigens
diese Arbeit kaum bewältigen können.
Hrn. Hr. K..H in Bremen. Sagen Sie der jungen Dame,
sie soll sich freuen, daß sie einen so schönen, frischen, rosigen Teint
hat; sagen Sie ihr das mit dem nöthigen Quantum Entzücken und
ich bin sicher, Ihr Fräulein Cousine wird nie wieder nach einem
blassen Teint Verlangen tragen. Unschädliche Mittel, einen solchen
hervorzurufen, gibt es absolut nicht.
Hrn. Max B. in W. Sie beklagen sich, daß uns Ihre Verse
nicht gefallen, „obgleich sie Melodie haben, korrekte Reime und sich
dabei auch etwas denken läßt". Mein verehrter Herr, nehmen Sie
diesen Vers:
Wer des Lebens Unverstand,
Mit Wehmuth will genießen.
Der wickle sich in Leinewand
Und trample mit den Füßen.
Sehen Sie, diese Strophe hat geradezu einschmeichelnde Musik, die
Reime klappen günstig und man kann sich dabei sehr, sehr viel den-
ken, und dennoch nahmen wir Anstand, diesen Vers unsern Lesern
als ein philosophisches Gedicht vorzulegen.
Hrn. F. G. in Bad. Bei Bruckmann in München finden Sie
sicher den gewünschten Stahlstich; übrigens wird Ihnen jede Kunst-
handlung solche Porträts vorlegen können. Es gibt deren Dutzende.
Frln. Mathilde Behr end in W. Ganz sicher. Mann-
räuschlein hieß im Mittelalter die Geliebte, das ist kein Scherz. Ein
gleich hübsches Wort für den darauf folgenden Ehestand scheint es
nicht gegeben zu haben und trotzdem heirathet man unbedenklich noch
bis auf den heutigen Tag.
Hrn. M. Hoffmann, Groß-B. (Ungarn). Das einge-
sandte G. hübsche Verse, jedoch der Gedanke zu wenig neu. Dem
Versprochenen sehen wir mit Vergnügen entgegen.
Hrn. R. K. in Berlin. Wenn Sie uns die Skizze senden
wollen, werden wir mit Vergnügen Einsicht davon nehmen.

Mit diesem Hefte wurde ausgegeben Nr. 4 und Heft 2 von:
Deutsche Homan-Wöl'iothek
zu
Ueber Fand und Meer
hcrausgegcbcn von
Zweiter Jahrgang.
Preis pro Quartal (13 Nummern) für die Abonnenten von
„Jllustrirte Welt" statt 20 Sgr. nur 15 Sgr.
Wie beispiellos billig dieß ist, bringt der nun vollendet
vorliegende erste (halbe) Jahrgang so recht zur Anschauung.
Derselbe enthält nicht weniger als
sechs neue Romane der ersten deutschen Ressetristen
und zwar von
Zs. Wi. Kackrkänder: Nullen, Zioö. Wpr: Der Roden-
hof, K. Detlef: Zwischen Vater und Sohn, I». van
Deivall: Der Ulan, H. W. Warans: Die Ehre des
Herzens, A. v. Auer: Stahl auf Stein, zusammen
DM" für nur 1 Thlr.
während diese Romane in Einzel-Ausgabe zehn gewöhnliche
Romanbände füllen und dann das Zehnfache kosten!
Diese unerhörte und fast unbegreifliche Billigkeit bei ge-
diegenstem Inhalt hat diesem neuen belletristischen Journal rasch
einen großen Leserkreis verschafft.
Wir erlauben uns jetzt, beim Beginn des zweiten Jahrgangs,
alle Abonnenten von „Jllustrirte Welt", welche „Hackländer's
deutsche Roman-Bibliothek" noch nicht lesen, zum Abonnement
hierauf freundlich einzuladen.
Der zweite Jahrgang derselben wird zunächst bringen:
Res Herzens Golgatha, Roman von A. Wncilenllusen.
Ner Stadtengel, Roman von I. Grosse.
Nirwana, Roman von M. Lensen.
Ner Granmann, Roman von I. vnn Dewalk.
Gruß dir Romantik. Von W. Müller von Königgwinter.
WW- Auf Hackländer's „Deutsche Roman-Bibliothek" wolle
bei derselben Buchhandlung oder Postanstalt abonnirt werden,
von welcher man die „Jllustrirte Welt" bezieht.
Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgart.

Redaktion, Druck und Verlag von Ed. Hallbergcr in Stuttgart.
 
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