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Dr. imre Hermann
gabung, die Fähigkeit, nicht hei jeder möglichen Gelegenheit offene
baren. Niemals kann aber außer der Psychoanalyse behauptet
werden, daß, je nach dem eingenommenen Standpunkt des Beob^
achters, eine Fähigkeit vorhanden oder niAt vorhanden ersAeint.
Freud findet, daß die Auffassung von, iA mödite sagen, stabilen
Fähigkeiten, wenigstens im Gebiete der Denkarbeit, unhaltbar ist.
Freud sagt in der »Traumdeutung^: )>Wir linden die Fragen
Stellung vor, ob die Seele alle ihre Fähigkeiten in ungehemmter
Entfaltung an die Traumbildung verwendet oder nur einen Bruch-
teil derselben. Unsere Untersuchungen leiten uns dazu, solche
Fragestellungen überhaupt als den Verhältnissen inadäquat zu ver-
werfen . . . Die Traumgedanken sind völlig korrekt und mit allem
psychischen Aufwand, dessen wir fähig sind, gebildet . . . Hingegen
ist jenes andere StüA Arbeit, welches die unbewußten Gedanken
in den Trauminhalt verwandelt, dem Traumleben eigentümlich und
für dasselbe AarakteristisAch
Das heißt: Das Vorhandensein einer produktiven Fähigkeit
(Begabung) ist durA einfaches Herunterlesen aus dem psychischen
Produkte niAt zu konstatieren. Die psydiisAen Begabungen sind
somit einem dynamischen GleiAgewiAt der Biologie vergleiAbar,
sie sind Ergebnisse von dynamisA (im HeringsAen Sinne) zu be^
sAreibenden Zuständen
3. Kranke sind oft im Besitze von Fähigkeiten mit Mehr-
leistung (Begabungen) gegenüber den Fähigkeiten anderer Gesunden
und gegenüber ihrem eigenen gesunden LebensabsAnitt. Diese Mehr-
leistungen sind aber oft naAgewiesenermaßen — naA der psyAo-
analytisAen Lehre — keine wirkliAen NeusAöpfungen, sie beruhen
aufWiederbelebung alter Gewohnheiten, auf Regression (z.B. die
erhöhte Phantasietätigkeit). Die Mehrleistung beruht auA hier auf Be-
setzungsänderungen, sie beruht (beruht nur) auf ökonomisAMyna-
misAen Vorgängen. DurA Zurü&sinken auf sAon verlassene Bnt-
widdungsstufen werden sAon vergessene Fähigkeiten wiederbelebt.
Das bisher gesagte zusammenfassend will also die niAt analy^
tisAe PsyAologie sozusagen eine Statik der Begabung geben, einen
Plan seiner stabil aufgefaßten BigensAaften entwerfen,- die Tiefen-
i S. Freud, Traumdeutung, 4. Aufiage, 1914, S. 363.
s Begabung ist ein Zustands begriff, deshalb halte ich hier die für Vor-
gänge geprägte metapsychologische AusdruAsweise von ökonomisch^dynamisch
nicht für angezeigt.
Dr. imre Hermann
gabung, die Fähigkeit, nicht hei jeder möglichen Gelegenheit offene
baren. Niemals kann aber außer der Psychoanalyse behauptet
werden, daß, je nach dem eingenommenen Standpunkt des Beob^
achters, eine Fähigkeit vorhanden oder niAt vorhanden ersAeint.
Freud findet, daß die Auffassung von, iA mödite sagen, stabilen
Fähigkeiten, wenigstens im Gebiete der Denkarbeit, unhaltbar ist.
Freud sagt in der »Traumdeutung^: )>Wir linden die Fragen
Stellung vor, ob die Seele alle ihre Fähigkeiten in ungehemmter
Entfaltung an die Traumbildung verwendet oder nur einen Bruch-
teil derselben. Unsere Untersuchungen leiten uns dazu, solche
Fragestellungen überhaupt als den Verhältnissen inadäquat zu ver-
werfen . . . Die Traumgedanken sind völlig korrekt und mit allem
psychischen Aufwand, dessen wir fähig sind, gebildet . . . Hingegen
ist jenes andere StüA Arbeit, welches die unbewußten Gedanken
in den Trauminhalt verwandelt, dem Traumleben eigentümlich und
für dasselbe AarakteristisAch
Das heißt: Das Vorhandensein einer produktiven Fähigkeit
(Begabung) ist durA einfaches Herunterlesen aus dem psychischen
Produkte niAt zu konstatieren. Die psydiisAen Begabungen sind
somit einem dynamischen GleiAgewiAt der Biologie vergleiAbar,
sie sind Ergebnisse von dynamisA (im HeringsAen Sinne) zu be^
sAreibenden Zuständen
3. Kranke sind oft im Besitze von Fähigkeiten mit Mehr-
leistung (Begabungen) gegenüber den Fähigkeiten anderer Gesunden
und gegenüber ihrem eigenen gesunden LebensabsAnitt. Diese Mehr-
leistungen sind aber oft naAgewiesenermaßen — naA der psyAo-
analytisAen Lehre — keine wirkliAen NeusAöpfungen, sie beruhen
aufWiederbelebung alter Gewohnheiten, auf Regression (z.B. die
erhöhte Phantasietätigkeit). Die Mehrleistung beruht auA hier auf Be-
setzungsänderungen, sie beruht (beruht nur) auf ökonomisAMyna-
misAen Vorgängen. DurA Zurü&sinken auf sAon verlassene Bnt-
widdungsstufen werden sAon vergessene Fähigkeiten wiederbelebt.
Das bisher gesagte zusammenfassend will also die niAt analy^
tisAe PsyAologie sozusagen eine Statik der Begabung geben, einen
Plan seiner stabil aufgefaßten BigensAaften entwerfen,- die Tiefen-
i S. Freud, Traumdeutung, 4. Aufiage, 1914, S. 363.
s Begabung ist ein Zustands begriff, deshalb halte ich hier die für Vor-
gänge geprägte metapsychologische AusdruAsweise von ökonomisch^dynamisch
nicht für angezeigt.