Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

DOI Heft:
VIII. 2
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0265

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bücher

255

erklären, wird abgewiesen. Innerhalb der Sippe herrscht votlkommene De-
mokratie, die Anfänge der Klassenunterschiede und des Kastenwesens sind
schon als Übergangsformen, zur nächsthöheren Kulturstufe zu betrachten
(S. 103). Der Krieg schafft den Stand der Sklaven und durchbricht damit
die auf Blutsgemeinschaft und Gleichheit gegründete Sippenkultur. Den
Abschluß dieser Entwicklung bildet die Nation. Das Elternpaar, von
welchem der Nationalstaat stammt, sind Krieg und Handel, reine Beispiele
des ersten Entstehungsgrundes sind vornehmlich in Amerika, des zweiten
in Afrika zu finden. Der afrikanische Häuptling ist in der Regel zugleich
der reichste Händler seines Landes. Im Kampf des Ackerbauers mit dem
Nomaden gestaltet si& unter Führung semitischer Völker die erste über^
nationale Weltkultur im alten Orient. Aus einem Ineinanderfließen der
verschiedenen Kategorien der zaubergewaltigen Dämonen entstehen nun die
Götter, wobei die neue Kulturstufe durch eine entschiedenere Ausbildung
der Himmelskülte gekennzeichnet ist (S. 127). Diejenigen Götter, die sich
am wenigsten von dem Dämon entfernt haben, neigen dazu, zu einer alle
anderen Mächte ausschließenden Machtstellung emporzusteigen,- so wird der
Berg^ und Wüstendämon Jahwe, der ausschließliche Gott seines Volkes,
mit diesem selbst seßhaft, um sich dann, wiederum in Parallele mit dem
Untergang des jüdischen Staatswesens, zu einem Universalgott emporzu-
heben. Die Weiterentwicklung des Totemismus in den verschiedenen Über-
lebsein der Tierkulte wird eingehend geschildert, dabei hervorgehoben, daß
die tiergestaltigen Heroen der nordamerikanischen Mythologie keinen Zu-
sammenhang mit dem Totemismus zeigen. Ob dies tatsächlich so ist,
dürfte in Anbetracht der unzweifelhaft totemistischen Heroenmythen der
Zentralaustralier und anderer Stämme doch nicht so ganz sicher sein. An-
schließend an Ed. Hahn wird die Domestikation aus dem Opfergedanken
erklärt: ^Sichtlich von der Steigerung sexueller Triebe ausgehend
haben hier besonders in manchen der kleinasiatischen Kulte, wie in denen
der Syrer und Phöniker, die einander parallelgehenden und wesensver-
wandten Kulte der Prostitution und der Sefbstentmannung eine wichtige
Stellung gewonnen,- vor allem die letzteren, weil sie, wie es scheint, in eine
eigentümliAe Verbindung mit dem Tieropfer getreten sind, indem sie, was
hier vielleicht den Ausgangspunkt gebildet hat, in dem entmannten Tier
ein den Göttern besonders genehmes Opfer finden ließen. In dieser Form
hat das sexuelle Opfer, mit mannigfachen Nebenmotiven verbunden, eine
weite Verbreitung erlangt. Seine für die Ackerkultur selbst wichtigste An-
Wendung hat diese Form in ihrer Übertragung auf das vornehmste unserer
A&ertiere, auf das Rind, und der durch sie erzielten Zähmung des wilden
Stieres gefunden^ <(S. 145, 146). Diese ausführliA angeführte Stelle gehört
zu den sehr spärlichen, in denen der Sexualität überhaupt Erwähnung getan
wird,- wie wir sehen in einer sehr unzureichenden Art und Weise, denn
 
Annotationen