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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Bachmann, Paul: Die Mietwohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0081

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INN EN-DEKORATION

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AK( HITEK'J GEORG MET/.ENDORF — BENSHEIM.

'J'ischecke aus der Wohnküche.

von der bekannten Firma Y-Z. und so fort. Unser Kunst-
handwerk der letzten Jahrzehnte hat sich gehoben, gute
Arbeiter sind allerorts zu finden; nicht der Name tuts,
sondern die Ausführung und der künstlerische Wert.

Es wird Zeit, daß das Protzentum aus der Wohnung
des Bürgers verschwindet, an seine Stelle soll deutsche
Gediegenheit, sachliche Schlichtheit treten. Jagen wir
doch die nüchterne Vornehmheit und fröstelnde Eleganz
zur Tür hinaus, schaffen wir uns ein unsern Verhält-
nissen entsprechendes, ein bürgerliches Heim, bür-
gerlich im wahren Sinne des Wortes. Mit diesem wird
,,Kunst", dieses belebende Element, das für die ganze
Menschheit geschaffen, ihren Einzug halten, sie kann
die einfachste wie die reichste Wohnung, selbst die
Mietwohnung beherrschen und sie soll sie beherrschen,
das ist unsere nächstliegende Aufgabe.

Wollen wir das erreichen, so ist es vor allem nötig,
daß wir uns auf unsere schönen deutschen — sogenannten
UDedlen — Hölzer besinnen. Sie geben den Möbeln ein
ganz eigenes Gepräge, so schön und anheimelnd wirken
sie in ihrer anspruchslosen Beizung, als ob sie zum
Wohnen einladen, sie erhöhen tatsächlich die Wohnlich-
keit des Raumes, weil sie, weniger empfindlich als Möbel
aus kostbaren Hölzern, zum wirklichen Gebrauchs-
möbel gestempelt sind. Und wie stimmungsvoll
und heiter man sie durch Hinzuziehen gemäßigter
Farben gestalten kann, das wußten wir früher schon,
und haben es nur vergessen. — Der einfache Mann
soll seine Möbel gebrauchen können, soll die wenigen

Räume, die er hat, auch wirklich bewohnen! "Welch
ein Unding ist es, die Hälfte seiner Räume abzu-
schließen, nur, daß die kostbaren Möbel nicht leiden.

So ist Rückkehr zur Mäßigung und Einfachheit
der erste Grundsatz zur Hebung unserer Mietwohnungs-
kunst. Dort etwas weniger, hier etwas mehr tun, das
gibt einen Ausgleich, der die reichsten Segnungen für
Kunst und Volk in seinem Gefolge führen wird.

CÖLN-LTNDKNTAL. PAUI. BACHMANN.

r\AS ARKE1TERHAUS VON GEORG METZEN-
DORF läßt auf den ersten Blick die sichere Hand
des Praktikers erkennen. An Stelle von spielerischen
Versuchen, von Kokettieren mit bäurischer Einfach-
heit usw., tritt hier die Erzielung des größten mit den
einfachen Mitteln zu erreichenden Nutzeffekts in Bezug
auf praktische Verwendbarkeit, Wohnlichkeit und ästhe-
tische Wirkung in der Gesamtanlage wie in allen Details.
Die außerordentlich günstige Disposition der drei Haupt-
räume mit der zentral gelegenen Zentralheizung bedingt
eine angenehme Geräumigkeit, die sich nach Bedarf ein-
schränken läßt. Mit besonderer Sorgfalt ist die Küchen-
und Herd-Anlage durchdacht: Heißwasserleitung, Ven-
tilation der Küche und des Speiseschrankes, Spül- und Bade-
kammer (zugleich Waschküche) in unmittelbarer und hand-
licher Nähe. Die Kosten der Wohnungs-Einrichtung in
braun gebeiztem, zum Teil schwarz lackiertem Holz sind
auf nur 550 M. veranschlagt, die Bausumme des Häuschens
auf 7200 M. mit ausreichender Unterkellerung. — L.

1809. JI. 3.
 
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