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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Werner, H.: Architekt Georg Metzendorf in Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0106

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SS

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT GEORG METZENDORF—ESSEN. Kreisgesundheitsamt Erbach. — Straßenfront.

fläche vermauert. Wie an den Bergstraße-Häusern
wurde die landesübliche Verschindelung wieder zu
Ehren gebracht und sie gab den Giebeln und
Dachausbauten der Odenwald - Häuschen erst die
rechte schmückende Bedeutung.

Aber ist auch all diesen Erbacher Häusern
die allgemeine Form und die Materialnutzung
gemeinsam, es ist doch auch in leichter und sicherer
Erfindung dafür gesorgt, daß jeder Bau wieder
sein Eigenes und Besonderes hat. Die Abbildungen
werden da deutlicher sprechen als die Worte. In
der Führung der Sockelflächen, in der An- und
Einfügung von Erkern, Treppenaufgängen, Loggien,
Balkons, Fensterordnungen und vor allem anderen
in den Giebeln verschiedenster Größe und Ver-
wendung lebt die glückliche Begabung des
Architekten auf, im gefälligen Wechsel wieder
und wieder Neues und dem gerade gebotenen
Zweck Entsprechendes zu geben. Jedoch sind
bei all dieser sorgsamen Erwägung der Außen-
architektur die Häuser nicht auf deren Wirkung
allein hin gebaut. Die hier im Bilde gezeigten
Innenräume können nur den großen Gesamtein-
druck festhalten und von sich aus kundtun, wie
Georg Metzendorf mit der äußeren Hausform
ungleich die Aufteilung der Wohnräume bis zur
Sondergliederung jedes einzelnen vom ersten Ent-
wurf an vorsieht und durchbildet. Ja es liegt wohl
eine wesentliche Kraft seiner Begabung in der

Kunst, mit der Raumgröße die Raumstimmung
durch die Wahl und Nutzung großzügig deko-
rativer Dinge zu einen. In dieser Richtung wird
eine genaue Betrachtung der Innenraum-Auf-
nahmen lehrreich sein und bestätigen, was hier
behauptet ist. Von den bemerkenswert charakte-
ristischen Möbeln nach Metzendorfs Entwürfen, mit
denen die Räume ausgestattet sind, soll eingehend
nicht in diesem Zusammenhang gehandelt werden, da-
zu wären Abbildungen einer Anzahl einzelner Stücke
unerläßlich. Aber noch ei n Lob dieser Odenwald-
häuser darf nicht vergessen werden: ihre Wohl-
feilheit bei aller Kunst des Gedankens und der
Durchführung. Ist doch das Erbacher Pfarrhaus
für nur 14000 M. — das Gelände natürlich nicht
gerechnet — gebaut worden, das stattliche Kreis-
gesundheitsamt für 25000 M. samt der Heizungs-
anlage und das Haus Winter in Michelstadt gleich-
falls samt der Heizung für 15300 M. Nun wäge
man dagegen einmal ab, was die Steinklötze kosten,
die sich sonsten im Odenwald Fabrikanten und
Grundbesitzer nach »feinem« städtischen Muster
zum Wohnhaus haben auftürmen lassen.

Ein wirkliches Musterbeispiel billiger und doch
künstlerisch wie handwerklich gewissenhafter Arbeit
kann das kleine Sommerhaus von Bauern genannt
werden, das mehrere Wegstunden von Erbach
entfernt, in einem Seitental des dem Odenwald
benachbarten Spessart zur Zeit im Entstehen ist.
 
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