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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Baur, Albert: Die Zürcher Raumkunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0246

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKTEN HALLER & SCHINDLER—ZÜRICH. WOHN- UND ESSZIMMER IN EICHENHOLZ HELLGRÜN GEBEIZT.

schweizerischen Bauernstuben, erfüllt sie aber mit
soviel ureigener Kunst, daß von einer Nachahmung
nicht gesprochen werden darf. Es ist mit hellgrün
gebeizter Eiche vertäfelt; die Verkleidung des
obersten Teils der Wände und der Decke besteht
aus Strohmatten, die durch ein Rahmenwerk zu-
sammengehalten werden. Der umfangreiche Tisch
steht vor einem Fenster, das breiter ist als er selbst
lang. Ihm gegenüber füllt ein prächtiger grüner
Kachelofen mit interessanten Ornamenten eine
Nische aus. Wie ein robuster Pfeiler hilft er die
Decke tragen; rechts und links befinden sich nach
alter Landessitte zwei gemütliche Ofenplätze. Die
Wände lösen sich fast ganz in Schränke und Schub-
laden auf; alles ist auf familiären Komfort be-
rechnet. Etwas schwer und nicht ganz im Ein-
klang mit der Einfachheit des Zimmers ist der
Leuchter aus Messing mit Zierelementen aus Glas.

Feiner Lebensgenuß in gediegen vornehmem
Milieu ist die Grundstimmung des Speisezimmers
der Architekten Bischoff und Weideli. Die
Achse des Landhauses, in das es später eingebaut
wurde, und des architektonisch angelegten Gartens
geht durch die von zwei Fenstern flankierte Balkon-
türe und das gegenüberliegende monumental

wirkende Büfett. Das Zimmer ist dunkel gestimmt;
das Holzwerk besteht aus fast schwarz gebeizter
Eiche, die Wand darüber ist grau, die Bezüge der
Sessel und des Kanapees sind, aus Antik-Leder.
Alle Formen sind von logischer Einfachheit;
Schmuck ist nur dort angebracht, wo er nicht ent-
behrt werden konnte. Der reich und originell
geformte Leuchter und die Metallteile der Stand-
uhr sind aus blank geschmiedetem Eisen gefertigt.
Der gedeckte Tisch mit dem blinkenden Tafel-
geschirr, mit den leuchtenden Blumen und Früchten
setzt sich in wirksamen Gegensatz zu seiner Um-
gebung und bannt auch am Tage die Tafelrunde
in seinen Lichtkreis.

Ein aristokratischer Raum ist das in eine alte
Schloßkapelle eingebaute Bibliothek- und Musik-
zimmer von Streiff und Schindler. Weiß sind
die Mauern, das Gewölbe und die meisten Holz-
teile; schwarz die Randleisten, das Innere der
Bücherregale, die klassisch einfach geformten Möbel
mit den abnehmbaren Kissen aus ungebleichtem
Berner Linnen. Schwarz und weiß auch die Fliesen
des Bodens. Belebend sind dann die Bilder und
andern Kunstwerke, die in ihrer Wirkung durch
nichts gestört werden, und vor allem die schön-
 
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