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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Schulze, Otto: Das architektonische Prinzip in Wohnräumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0250

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INNEN-DEKORATION

herab stets architektonischen (lefüges, wie das Hand-
werk ja überhaupt damals im Abhängigkeitsverhältnis
zur Baukunst stand. Heute haben sich diese Zustände
merkbar verschoben; wir bauen wesentlich anders und
für die Bedürfnisse vieler. In der Mietswohnung ist
das architektonische Prinzip kaum zu spüren; es gibt
kein Vor- und Zurücktreten-, alles ist Fläche mit aus-
geschnittenen Löchern für Türen und Fenster. Diese
Raumärmlichkeit verleitete vor vierzig Jahren zur Raum-
dekoration und zwang vor zehn Jahren zur Begründung
einer Raumkunst. Wer wußte früher etwas von Raum-
kunst und Raumkünstlern; die Fertigmachung der Räume
war vielen Kräften ausgeliefert; jede wollte möglichst
viel darin leisten, namentlich die Maler, die Stukkateure

und Dekorateure, die dann mit ihren Werken den letzten
Hauch eines architektonischen Restes vollends beseitigten.

Der Raumkünstler von heute ist seinem Wesen und
seinem Wirken nach in erster Linie Architekt, wenn
auch mit Vorliebe eine Doppelbezeichnung wie Maler-
architekt unterschoben wird, wohl, um ihm dem Er-
bauer des Hauses gegenüber eine besondere Stellung
anzuweisen. Der Malerarchitekt hat anfänglich viel
Unheil gewirkt; er schuf nichts weniger als architek-
tonisch, er wirkte direkt unarchitektonisch. Ihm lag
daran, den Raum unbedingt zu verschönern; er nahm
eigentlich den früheren Raumvollendern nur das Brot.
Wir mußten zunächst bis zur puritanischen Nüchternheit
herabsinken, um schrittweise wieder das architektonische
 
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