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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Jaumann, Anton: Das Hotel Elite in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0271

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INN EN-DEKORATION

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ARCHITEKT K. R. HENKER —CHARLOTTENBURG. SCHLAF-ZIMMER IM HOTEL ELITE. AUSFÜHRUNO: N. ISRAEL—BERLIN.

bruchmotive lockern nicht nur die Wände aut und
leiten den Raum, sie betonen auch ausdrücklich den
Charakter als Durchgangshalle. Der Gepäckaufzug —
ich möchte solche Einzelheiten, die von hotel-technischer
Bedeutung sind, nicht übergehen; sie sind ein inte-
grierender Bestandteil des Gesamtbegriffes »Hotelkunst«

der Gepäckaufzug also befindet sich gleich beim
Hauseingang. Das bringt den Vorteil, daß die Koffer
die Halle nicht zu passieren brauchen. Einem ähn-
lichen Zweck dient auch, um das gleich anzuknüpfen,
ein rückwärtiger Yerbindungsgang zwischen den beiden
Hügeln des Hotels, der das umuhige Hin und Her
der Dienerschaft von der Welt der (laste fernhält.

Über dem Eingang in die Halle ergab sich eine
kleine Kmpore, die geschickt ausgenützt wurde und
einen hübschen Blick auf das Leben in der Halle gewährt.

Der Kassen- und Garderobenraum, der sich an
die große Halle anschließt, bildet den eigentlichen
\ erkehrsknotenpunkt im Hotel. Von hier führen Treppen
zu den Gesellschafts- und Wohnräumen in den oberen
Stockwerken, ferner Türen zu den Lesezimmern, zu
den Wirtschaftsräumen, zum Aufzug. In verschiedene
Nischen sind Garderobe, Kasse und Fernsprecher ein-
gebaut. Rote Fliesen decken die Wände dieses
Raumes, ein roter Teppich den Boden.

Ein Treppenabsatz führt zu dem großen Lese-
und Schreibzimmer. Das hellpolierte Mahagoni, die
leine Holzarbeit in Vertäfelung, Geländer und Möbeln,
und die sorgsame künstlerische Durcharbeitung geben
dem Raum jetzt einen vornehmen Charakter. Ein
sehr interessantes Möbel ist der große Schreibtisch
m der Mitte. Er erhält seine eigenartige Form
durch die oben in einem Stern zusammenlaufenden

sechs Scheidewände, die die einzelnen Schreibplätze
trennen. Eine Messinghaube mit einer Bronzefigur
darauf schließt nach oben ab. Das abfallende Dach
dieser Messinghaube deckt die Beleuchtungskörper, die
für jeden Platz eingebaut sind. In den Winkeln darunter
liegen die Fächer für Papier und Schreibgerät. Trotz
des komplizierten Baus wirkt das Möbel klar und un-
gezwungen, ja graziös. Da der Boden unterm Straßen-
niveau liegt, erhielten die Fenster leichtfarbige Kunst-
verglasung, die den Einblick von der Straße verhindert,
aber auch die tiefere Lage dem Innensitzenden nicht
zum Bewußtsein kommen läßt.

Das Damenzimmer, das sich anschließt, liegt wieder
auf dem Niveau der Slraße. Das kleine, nicht sehr
hohe Kabinett ist ganz mit hellpolierter Birke getäfelt,
deren Farbe vom matten Braun der Seidenmoquette-
bezüge aufgenommen wird. Die elegante Durchbildung
der Sofas, des Kamins und Schreibtisches entspricht
ganz der Schönheit des Materials. Im Restaurant, das
ebenfalls gute, schlichte Möbel und Vertäfelung aufweist,
ist der Farbenakkord bestimmt durch das rötlich-
polierte Mahagoni, die grüngoldne Ledertapete und
die grünen Saffianbezüge der Stühle. Die Sitze der
Stühle können zum Reinigen herausgenommen werden.

Wie die bisher beschriebenen Räume zeichnen sich
auch die im Hochparterre und die Fremdenzimmer aus
durch elegante, oft sehr sinnreiche Möbelformen und
geschmacksichere Farbenstellungen ohne jede Absicht-
lichkeit und Künstelei. Im Hochparterre treffen wir
zunächst einen ovalen Fxksalon, der in Dunkelmahagoni
ausgeführt ist, wie die Fremdenzimmer, sodaß er im
Notfall auch als Schlafzimmer benutzt werden kann.
Lederbezüge und Wandbespannung sind blau. In dem

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