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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Jaumann, Anton: Das Hotel Elite in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0274

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252

INN EN-DEKORATION

Spielzimmer, das nun folgt, steht die Naturfarbe des
gewachsten Rüsternholzes gegen graugrüne Möbelbezüge
und Wandbespannung. Praktisch eingerichtet sind die
großen, vierkantigen Spieltische mit ihrem Doppelboden
zum Abstellen von Geld und Gläsern.

Der große, langgestreckte Speisesaal, auch als
Konferenzsaal zu benutzen, hat weiß als Grundfarbe,
das Büfett und die Stühle zeigen das strahlende Gelb
des polierten Zitronenholzes. Dazu kommen dann noch
krältigrote Salfianbezüge. Das gibt einen hellen, feier-
lichen Klang. Besonders gelungen ist das flache breite
Büfett, praktisch im Bau und gefällig in der Zeichnung.
Die runden Tischchen in den Ecken haben als be-
sonderen Schmuck Glasplatten mit daruntergespanntem
roten Japanbiokat bekommen.

Als letztes Gesellschaftszimmer folgt nun eines,
das zu grauem Ahorn blaue Bezüge und blaue Wand-
bespannung hat. Dieses blaue Zimmer ist durch eine
breite Schiebetür mit dem Speisesaal verbunden und
kann als kleine Theaterbühne eingerichtet werden. Die
Türöffnung bildet dann den Bühnenrahmen. Ein zu-
sammenklappbarer mit grünem Stoff bezogener Boden
ist rasch auf Böcken aufzustellen.

Die Fremdenzimmer, von denen wir auch eine
Abbildung bringen, haben Möbel aus Dunkelmahagoni,
die anspruchslose Intarsien beleben. Die Bettstellen
sind ganz glatt aus versperrten Hölzern gearbeitet, ohne
Rahmen und ohne Schnitzerei. Sie tragen am Fuße
ein Metallband als Schutz gegen den Vakuumapparat
und gegen die Schuhe. Die kleinen Tischchen haben eine
Platte zum Aufklappen.
Auch auf den praktischen
Schreib- und Frisiertisch
sei hingewiesen. Seine
Schreibplatte trägt auf der
Rückseite einen Spiegel.
Klappt man die Platte
hoch, so sind die Papier-
fächer des Schreibtisches
verschlossen und der Fri-
siertisch ist fertig. Die
untere feste Platte ist mit
Glas bedeckt. Im Unter-
bau befindet sich rechts
ein messing - gefüttertes
Schubfach für den Brenn-
apparat, links ein höheres
Fach für diverse Flaschen.
Im Türfalz der Zimmer-
türen sind Gummipfropfen

eingesetzt, die das geräuschvolle Zuschlagen der Türen
verhindern. Die drei verschiedenen Lichtsignale, die
an Stelle der leidigen Klingel für das moderne Hotel
obligatorisch zu werden scheinen, und das mit vollem
Recht, werden hier durch kleine Perlmutterknöpfe
betätigt, die durch ihr Schillern selbst im Dunkeln
leicht zu finden sind.

Soviel sei, zu Nutz und Frommen weiterer Hotcl-
architekten, von den Einrichtungen des Hotels Elite
erzählt. Natürlich macht der praktische Komfort ein
Hotel allein noch nicht wohnlich. Dazu sind gewisse
Stimmungsmomente nötig, die nur der Künstler geben
kann. Das Hotel Elite hat solch eine besondere Note,
hat sie erhalten durch die künstlerische Einwirkung,
die in allen Räumen eine feine eigenartige Atmosphäre
erzeugt hat, die allen Dingen einen persönlichen Charme
verlieh. Wenn auch die Großarchitektur wenig bietet,
was bei einem Umbau weiter nicht zu verwundern ist,
so entschädigt dafür die überaus delikate 1 )urchbildung
von Raumensembles und Einzelheiten. Diese stammen
zumeist vom Architekten Karl Richard Henker, der
die der Firma N. Israel übertragene Einrichtung leitete.
I >er schwierige Umbau wurde von den Architekten
Kristeller und Stephanowitz durchgeführt.

Jedes Hotel ist in erster Linie ein Zweckbau. Es
dient dem Verkehr, es dient vor allem dem Erwerb.
Aber auch wo die Betten-Mathematik den Ausschlag

gibt, braucht keine Kaserne
andern Seite ist aber auch
Prunk nötig, um die harte

ENTWURF: AKCH1THKT
M. A. NICOLAI—MÜGELN.
AUSFÜHKUNii VON
TH. REIMANN— DKESDBN.

zu entstehen. Auf der
nicht teurer äußerlicher
Nutzform zu kachieren.
Sie soll und kann aus
sich heraus so veredelt
werden, daß sie eines
fremden Schmuckes nicht
mehr bedarf. Man sieht,
das ist ein ganz all-
gemeines Problem der
modernen Architektur.
Daß seine Lösung im
Hotelbau auch unter
schwierigsten Umständen
nicht unmöglich ist, das
ist bei dem kleinen Hotel
Elite bewiesen worden.
Auf keinem anderen Ge-
biet ist aber ein gutes
Beispiel so bitter nötig
und so sehr begrüßens-
wert wie im Hotelbau.

HKRLIN. ANTON JAUMANN.

TKANSPORTABLES GAR-
TEN MÄUSCHEN IN
KOKRC.EFI.F.CHT MIT
HUNTEN VORHÄNGEN.
 
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