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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Scheffers, Otto: Architekt Paul Würzler-Klopschn - Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0281

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INNEN-DEKORATION

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teuren angewandt werden, wie beispielsweise das
Abschließen von Zimmerecken durch Brüstungen.

Würzler-Klopsch hat keinen Lehrer im üblichen
Sinne gehabt. Bei ihm liegt die natürliche Be-
gabung einer künstlerischen Natur vor. Er hat
sich inbezug auf künstlerisches Sehen und Fühlen
selbst erzogen, immer von dem Grundsatze aus-
gehend, seine Schöpfungen möchten wahr und
niemals nur die äußerliche Nachahmung eines be-
stimmten Stiles sein. Sein Ehrgeiz besteht darin,
die künstlerische Form für moderne Lebensbedürf-
nisse zu finden. Ohne älteren, bereits erprobten
Lösungen ängstlich aus dem Wege zu gehen oder
krampfhaft nach dem Originellen zu suchen, geht
er mit ruhiger Überlegung und ohne übertriebenen
Enthusiasmus entschlossen vorwärts, den Blick
immer auf das Praktische gerichtet, sich immer
fragend: Was läßt sich bei den vorliegenden Be-
dingungen machen, was kann man aus dem bereits
Vorhandenen auf die einfachste Weise herausholen,
w;e gelangt man zu immer besseren Wirkungen?

In einem seiner Hauptwerke, dem Schloß Neu-
dorf der von Klitzingschen Herrschaft Bentschen
in der Provinz Posen, zeigt sich Würzler-Klopsch
a,s Architekt, der es versteht, jenes aristokratische
Milieu zu erzeugen, das in feudalen Schlössern
herrschen soll. Für das umfangreiche Programm
standen verhältnismäßig nicht gerade große Mittel

zur Verfügung, dennoch atmet die Anlage einen
gewissen Reichtum. Obwohl es in der Absicht
des Bauherrn lag, vorläufig nur das Gerippe eines
von Jahr zu Jahr vorzunehmenden weiteren Aus-
baues herstellen zu lassen, so macht das bereits
Vorhandene ganz den Eindruck des Fertigen. In
großer Einfachheit steht der in glücklichen Ab-
messungen ausgeführte Bau da. Leider vermißt
man die ästhetisch so wirksamen und auch prak-
tischen Holzläden an den tiefgeführten Fenstern
des Erdgeschosses. Bemerkenswert ist die schön-
gegliederte Haupttreppe, die in ihrer Schlichtheit
fast monumental wirkende Halle und der mit Ge-
weihen geschmückte Umgang. Man beachte auch
die malerische Einfahrt mit dem Torhaus.

Während Schloß Neudorf eine Neuanlage dar-
stellt, ist das Rittergut Klein-Gera bei Elsterberg
ein Umbau, bei welchem der Künstler seine bereits
hervorgehobene Begabung für das Umbilden vor-
handener Räume nutzbar machen konnte. Beson-
ders möchte ich auf die durch Höherziehen der
Dachfläche, durch Anlage von Terrassen, Treppen
und Baikonen erzielte malerische Anordnung des
Äußern aufmerksam machen. Reizend ist der mit
Brunnen und Wasserbecken geschmückte Garten,
festlich wirkt das Frühstückszimmer, behaglich fühlt
man sich in den Wohnräumen mit den niedrigen
Fenstern, und in den Möbeln steckt viel Liebe

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ARCHITEKT D.W.B. PAUL WÜRZLER-KLOPSCH-LEIPZIG. SCHLOSS NEUDORF BEI POSEN. TOR-HAUS UND EINFAHRT.
 
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