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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Scheffers, Otto: Architekt Paul Würzler-Klopschn - Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0291

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INNEN-DEKORATION

269

all diese gedämpften Töne der von weißen Säulen
flankierte Durchbruch nach einer kleinen Lese-
ecke mit Bibliothek ab.

Das 1905 erbaute Haus Schiele in Leipzig-
Connewitz ist ein straffer Organismus ohne über-
flüssigen Schmuck. Es zeigt eine klare Formen-
gebung, die sich in vollkommenster Weise dem
Zwecke anpaßt, und feine Verhältnisse. Man findet
daran nichts, was an sogenannte zoologische Garten-
architektur erinnerte, keine theaterhafte Fassaden-
zeichnerei, keine Mätzchen. Schade, daß auf unserm
Bilde noch das Geranke der Glycinen und der
Weinreben fehlt! In dem Einfamilienhaus Fessel,
Wallenstedt a. H., hatte Würzler zu dem üblichen
Ortsgrundrißtyp, den er geschickt abänderte, ein
Möglichst malerisches, äußeres Angesicht zu
schaffen. Die breiten Fenster, die in die großen
Flächen schön hineingeschnitten sind, bringen zum
Ausdruck, daß dahinter genügend Platz für eine
günstige Aufstellung der Möbel ist. Und auch
Qier wieder überall jene vornehme Würzlersche
Schlichtheit. Gut wäre es gewesen, wenn die Tätig-
keit des Künstlers sich auch auf den Entwurf der

fc WüRZLER-KI.OPSCH. ANRICHTE IM ERÜHSTÜCKSZIMMER S. 266.

P. WÜRZLER-KI.OPSCH. GLASSCHRANK IM FRÜHSTÜCKSZIMMER.

Eingitterung des Vorgartens hätte erstrecken können,
die in ihrer jetzigen Form die Einheitlichkeit stört.

Alles, was der Künstler schafft, zeugt von
seelischer Durchdringung. Eine große Feierlichkeit
paart sich in seinen Arbeiten oft mit anmutiger
Behaglichkeit, überall meldet sich eine persönliche
Auffassung. — Es ist bedauerlich, daß sich Würzler-
Klopsch nicht schon früher dazu entschlossen hat,
seine Arbeiten zu veröffentlichen. Die Möbel,
welche er vor vier Jahren schuf, kann man als
reife Arbeiten ansprechen, nicht so seine Raum-
schöpfungen vor dieser Zeit, wenigstens nicht, wenn
man sie auf Klarheit der Massen Verteilung, auf
Stimmungsgehalt und Farbenwert hin prüft. Es
mangelte ihm bei seinen ältesten Arbeiten noch
die Erfahrung, er sah damals zu sehr auf Be-
friedigung des rein praktischen Bedürfnisses. Nach
sorgfältigem Vergleich seiner neuesten Arbeiten
mit den älteren, kann man freudig feststellen, daß
der junge Künstler immer sicherer im ästhetischen
Empfinden wird und zu immer kräftigerer Betonung
seiner Eigenart gelangt. — otto scheffers.

100!). VIII. 2.
 
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