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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Lang-Danoli, Hugo: Deutsches und ausländisches Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0316

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292

INNEN-DEKORATION

Hauptunterschied zwischen uns und dem Ausland.
— Aber weiter: Gesetzt den Fall, Frankreich hätte
Künstler, die das Volk in innigen Kontakt mit den
neuen Strömungen bringen wollte, so fehlt hier doch
die Möglichkeit, dieses Wollen in die Tat umzusetzen.
In der Beantwortung jener Rundfrage der »Revue«
wurden als eines der Hauptübel die Fabrikanten be-
zeichnet, »die mit neuen Modellen nichts riskieren
wollen und deshalb das Publikum bei den
schablonenmäßig hergestellten Kopien antiker
Möbel festhalten«. An dieser Stelle sollnunbetont
und dankbar anerkannt werden, wie sehr unsere deutschen
Fabrikanten, — zum größten Teil wenigstens, — im
Gegensatz zu den ausländischen, an Stelle seniler Ver-
kalkung und Rückständigkeit ein bewegliches Anpassungs-
vermögen an die Neuzeit beweisen. Sie haben durch
ihre Opferwilligkeit unseren Künstlern und Architekten
ermöglicht, sich auszuleben und in der Praxis Erfahrungen
zu sammeln. Der Uneingeweihte wird sich wohl kaum
eine Vorstellung davon machen, welch ganz außerordent-
liche Opfer, — materielle Opfer ohne unmittelbaren
Ausgleich, — auf diese Weise von einigen — insbesondere

hessischen — Firmen gebracht wurden. Ein derartiges
Vorgehen der Fabrikanten ist tatsächlich nur in unserem
idealistischen Deutschland überhaupt möglich. — Ein
weiteres wichtiges Moment liegt in der ebenso opfer-
willigen und von den führenden Künstlern dankbar an-
erkannten Unterstützung, die Künstler und Fabrikanten
durch die Kunstzeitschriften erfahren. Man ver-
gleiche auch hier die Zeitschriften des In- und Auslandes,
um zu begreifen, in welch programmatischer Weise
das Gute bei uns propagiert und dem Volke zum
Zweck der Geschmacksveredelung eindringlich nahe ge-
bracht wird.—Die Durchführung des engen Zusammen-
schlusses der drei Faktoren: Künstler, Fabrikanten
und Kunstzeitschrift ist nicht nur notwendig, son-
dern auch allein bei uns möglich. Deutschland erntete
lange genug durch seine Vereinsmeierei und die Sucht,
sich zusammenzutun, den Spott der anderen. Jetzt
aber sollen wir zeigen, daß wir die Fähigkeit haben,
die andern abgeht: Ernstlich zusammen zuarbeiten,
— einem gemeinsamen Ziel entgegen. Lange hat das
Ausland auf uns herabgesehen, aber jetzt ist die Zeit
unserer Entfaltung gekommen! — lang-danoli.

ARCH. PAUL WQRZLER-KLOPSCH. VORPLATZ AUS DER WOHNUNG DES KÜNSTLERS. AUSF.: C. MÜLLER & Co.
 
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