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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Schulze, Otto: Bürgerliche Wohnungs-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0376

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352

INNEN-DEKORATION

ENTW.: PROF.
BRUNO PAUL,
BERLIN. AUSF.:
VER. WERKST.
FÜR KUNST IM
HANDWERK.

GEDRECHSELTE
TÜR-FÜLLUNG
AM FAHRSTUHL
IM TREPPEN-
HAUS: GEORGE
WASHINGTON.

und Bewegliche im dienenden Gerät, ja in ihrer ganzen
Umgebung. Früher hat man für diese Menschengruppe
den Scheinreichtum in billigem Schund geboten wie
heute die Scheinfeierlichkeit und Scheinvornehmheit in
nüchternen Linien und plumpen Massen in minderwer-
tigem Material und unsachlicher Arbeit. Was tue ich
mit Plosten und großen Holzflächen, wenn sie keine
schreinermäßige Herrichtung gefunden haben ?

Wenn ich hiervon bürgerlicher Wohnungskunst spreche,
so denke ich eben an weniger Repräsentation und Legiti-
mation als an Behaglichkeit und Offenheit. Scheiden wir
damit aus solchem Begehren alle Edelhölzer, auch Maha-
goni und Palisander, alles Weißlackierte, Scharfkantige, alle
* Sichtbarkonstruktions- und Schönheitsformelmätzchen mit
Kommentar«, aus, kurzum, lassen wir mal für bürgerliche

Kreise die gebauten Möbel dogmatischer Tendenz beiseite.
Nehmen wir dann die brauchbaren preis würdigen Holzarten,
dazu kann auch Birke, Erlenholz und edleres Kiefernholz
zählen, und verarbeiten sie mit dem belebenden form-
sprachlichen Geschick handwerklicher Technik und Ge-
sinnung aus neuzeitlichen Forderungen heraus, daß wir
wieder zu weicheren, schmiegsameren Formen, bewegteren
Linien in rundlichen Stützen, Rahmen und Teilungen
kommen, vor allem aber auch zu kleineren Flächen-
bildungen, die eine farbige Einlage oder eine leichte
Holzschnitzerei aufnehmen können. Ich denke hierbei
keineswegs an alte Stilaufwärmungen; ich möchte nur
die Freude in unsern Räumen haben, auch hier verlangen
wir die Befriedigung einer gewissen Schaulust. Arm-
seliges, wenn auch noch so »feierliches« Mobiliar
 
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