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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Westheim, Paul: Soziale Verpflichtung des Kunstgewerblers
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0388

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364

INNEN-DEKORATION

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I

■ m

barkeit widersetzt, da
sie angeblich seine
Darstellungs-Absich-
ten vereiteln, gibt er
ein Eingeständnis
der eigenen Un-
zulänglichkeit.
Dieses Sträuben ist
ein Zeichen für die
geringe Begabung,
die der bestimmten
Bedingung ausweicht,
um der beschämen-
denEntlarvung vorzu-
beugen. DieSchwäch-
lichkeit soll verdeckt
werden durch äußer-
liche Geschicklich-
keit. Der Schaffende
wird indessen nie fehl-
gehen, wenn er auf die
Stimmen derWirklich-
keit horcht; und offen-
baren sie sich ihm
nicht am vornehm-
lichsten in jenen Be-
dürfnissen, die wir als
soziale bezeichnen ?
Er vergesse nicht,

PROF.O.PRUTSCHER. VESTIBÜL. SCHWARZ TAFELGLAS U. SPIEGELFÜLLUNGEN.

daß er letzten Endes
ein an vertrautes Man-
dat versieht. Was er
bildet ist nicht bloß
Befreiung seines Ichs,
ist zugleich eine
Sache für einen
oder viele Benut-
zer. Was der Ge-
werbler von seiner

Persönlichkeit in
seine Erzeugnisse
hineingibt, muß not-
wendigerweise hinter
ihrer Sachlichkeit
verschwinden. Es ist
ein Naturgesetz, daß
die starke Kraft sich
immer unterordnet
der höheren Notwen-
digkeit. Fürdaskunst-
gewerbliche Schaffen
war die Zweckmäßig-
keit stets der er-
frischende Jungbrun-
nen. Wo dieser Halt
verloren ging, war
Entartung die Folge.

PAUL WESTHEIM.
 
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