DOI Artikel:
Otto, K.H.: Zeichen der Zeit in der künstlerischen Produktion
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0395
INN EN-DEKORATION
371
architekt oskar kunhenn—essen. landhaus krawehl. haupt-front gegen das ruhrtal.
für die Zeugen an der Straße und auf Plätzen,
die in der Gestalt von Bauten, Denkmäler, Brunnen
und Gärten daraufhin angelegt sind, uns etwas
sagen zu sollen.
Es muß aber ab und zu gesagt werden, daß
das künstlerische Moment in unsern Tagen häufig
eine zu dicke Unterstreichung erfährt, daß gleichsam
mit ihm unter allen möglichen Vorwänden eine
Uberkultur und damit ein starker Mißbrauch ge-
trieben wird. Und wie vieles im Leben bliebe
besser von »der« Kunst
verschont, die bessern
und verschönern will,
und im Versüßlichen
und Verfeinern schließ-
lich zu Zerrbildern und
ausgesprochenen Roh-
heiten herabsinkt.
Wenn es einmal oder
auch gar hundertmal
geschähe, so würden
daraus noch keine
schlimmen Folgen für
uns erstehen. Aber,
unsere Zeit ist er-
schreckend fruchtbar,
gebährend, denn ihr Menschengeschlecht ist raffiniert
in seinen Erfindungen, grausam und wollüstig in
deren Auskosten. Der normale Mensch ist solchem
Anstürme gegenüber oft hilf- und rastlos, denn das
wenige Gute und Schöne und Wahre geht ihm viel-
fach unter dem Drucke jener fast mörderisch wirken-
den Produktions-Prozesse verloren. — Mehr denn
je wird es daher für uns alle zu einer gebieterischen
Aufgabe, auf der Hut zu sein und Umschau zu
halten, um die Goldkörner aus der Flut der Massener-
zeugung zu retten, da-
mit sie nicht hinweg-
gespült werden oder
versanden. So muß es
die vornehmste Auf-
gabe der Kunstzeit-
schriften sein, frei von
jeder Einseitigkeit oder
Engherzigkeitan dieser
Schürfung Anteil zu
nehmen, nur die Aus-
lese aus der erdrücken-
den Fülle der Produk-
tion zu bieten und
für Edelschöpfungen
Raum, Luft und Licht
sie ist millionenfach arch. oskar kunhenn b.d.a. Grundrisse: Landhaus krawehl. zu schaffen.
K. H. OTTO.
371
architekt oskar kunhenn—essen. landhaus krawehl. haupt-front gegen das ruhrtal.
für die Zeugen an der Straße und auf Plätzen,
die in der Gestalt von Bauten, Denkmäler, Brunnen
und Gärten daraufhin angelegt sind, uns etwas
sagen zu sollen.
Es muß aber ab und zu gesagt werden, daß
das künstlerische Moment in unsern Tagen häufig
eine zu dicke Unterstreichung erfährt, daß gleichsam
mit ihm unter allen möglichen Vorwänden eine
Uberkultur und damit ein starker Mißbrauch ge-
trieben wird. Und wie vieles im Leben bliebe
besser von »der« Kunst
verschont, die bessern
und verschönern will,
und im Versüßlichen
und Verfeinern schließ-
lich zu Zerrbildern und
ausgesprochenen Roh-
heiten herabsinkt.
Wenn es einmal oder
auch gar hundertmal
geschähe, so würden
daraus noch keine
schlimmen Folgen für
uns erstehen. Aber,
unsere Zeit ist er-
schreckend fruchtbar,
gebährend, denn ihr Menschengeschlecht ist raffiniert
in seinen Erfindungen, grausam und wollüstig in
deren Auskosten. Der normale Mensch ist solchem
Anstürme gegenüber oft hilf- und rastlos, denn das
wenige Gute und Schöne und Wahre geht ihm viel-
fach unter dem Drucke jener fast mörderisch wirken-
den Produktions-Prozesse verloren. — Mehr denn
je wird es daher für uns alle zu einer gebieterischen
Aufgabe, auf der Hut zu sein und Umschau zu
halten, um die Goldkörner aus der Flut der Massener-
zeugung zu retten, da-
mit sie nicht hinweg-
gespült werden oder
versanden. So muß es
die vornehmste Auf-
gabe der Kunstzeit-
schriften sein, frei von
jeder Einseitigkeit oder
Engherzigkeitan dieser
Schürfung Anteil zu
nehmen, nur die Aus-
lese aus der erdrücken-
den Fülle der Produk-
tion zu bieten und
für Edelschöpfungen
Raum, Luft und Licht
sie ist millionenfach arch. oskar kunhenn b.d.a. Grundrisse: Landhaus krawehl. zu schaffen.
K. H. OTTO.