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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Royère, Jean: Französische Raumkunst auf der Pariser Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0048

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INNEN-DEKORATION

ROYERE »AUS DEM GEBIRGS-WOCHENENDHAUS« GEBALK: GERÄUCHERTE EICHE, TOR : TANNENHOLZ

Grund für die Durchführung eines solchen Programms Die Societe des Artistes Decorateurs ist ziemlich

wohl keinem Betrachter ohne weiteres auffindbar. konservativ, obschon im Schaffen ihrer Mitglieder

Um auf die großen Pavillons zurückzukommen, so sämtliche Spielarten neuzeitlicher Gestaltung vertre-

zeigte das Haus der Keramik das gegenwärtige Schaf- ten sind. Sie läßt ihren Ausstellern weitgehende

fen in allen erdenklichen Arten von Proben, ein- künstlerische Freiheit, aber sie begeht den Fehler, sie

schließlich der Wand- und Bodenbekleidungen im durchgängig zu kostspieligen und phantastischen Lö-

ganzen Gebäude, und der Brunnen und Wasser- sungen zu drängen, statt sie zu einer Bemühung um

becken im Hof. Eine der Hauptausstellerinnen, die den einfachen und erschwinglichen Hausrat zu er-

Staatliche Manufaktur Sevres, hatte den glücklichen muntern. Vielleicht kommt das daher, daß ihr nur

Einfall, auch solche Künstler zur Mitarbeit heranzu- Künstler angehören, aber kein einziger Möbelfabri-

ziehen, die keine Fachkeramiker waren und daher kant oder Handwerker.

mit neuen Gedanken auf den Plan treten konnten. Beim Durchwandern dieses stolzen Hauses hatte
So schuf in ihrem Auftrag der Maler Gromaire ein man den etwas bitteren Eindruck, vor unnützem und
Wandbild in glasierten Fliesen, der Bildhauer Zad- undurchführbarem Schmuckwerk zu stehen. Diese
kine zwei keramische Reliefs, die als Kunstwerke be- Art künstlerischer Kundgebungen führt die schwere
deutenden Ranges anzusprechen sind. Gefahr mit sich, daß nicht bloß der Geschmack des
Das anspruchsvollste Gebäude dieser Abteilungwar Publikums, sondern auch der der Möbelhändler und
aber ohne Zweifel der Palast der Vereinigung der der bescheidener begabten Möbelzeichner in uner-
Raumgestalter (Palais de la Societe des Artistes De- wünschtem Sinne beeinflußt wird. Diese glauben in
corateurs). Errichtet als mehrflügeliger Bau mit zahl- der Tat, daß die »Gesellschaft der Raumgestalter« die
reichen Stockwerken und selbst Türmen, suchte er Mode schaffe, und greifen ohne Verständnis luxuriöse
nicht zu verbergen, daß er die mächtigste und reichste und ausgefallene Augenblickserzeugnisse auf, um sie
Künstlervereinigung Frankreichs zurBesitzerin hatte. in billiger Abwandlung gemein zu machen.
Als Aussteller wurde in diesem Hause nur zugelassen, [| Bei alledem hatte dieser Palast einen guten Ansatz
wer Franzose und Mitglied der Vereinigung war (was von Plan. Er zeigte im Erd- und ersten Obergeschoß
man nur auf Grund mehrerer Ausstellungen, ver- Land- und Ferienwohnungen, Klub- und Jugend-
schiedener Prüfungen und Abstimmungen werden räume - Arbeiten, die recht gelungen waren. Im
kann). Außerdem mußten alle angemeldeten Planun- zweiten Stockwerk folgte die Wohnung eines Kunst-
gen vorher durch eine ganze Reihe von Jurys gehen. freundes, deren Räume ebenso langweilig wie kostbar
 
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