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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Haegele, Franz: Schöpferisches Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0060

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4,6

INNEN-DEK 0 RAT ION

SCHÖPFERISCHES KUNSTHANDWERK

Die schaffenden Menschen, die aus dem Kunst-
handwerk hervorgegangen sind, haben auch in
der kulturellen Niedergangszeit des vorigen Jahr-
zehnts abseits gestanden von den Verirrungen der »to-
talen Sachlichkeit« und andrer Zeitmoden. Sie blieben
und bleiben der Verantwortung getreu, die das Gesetz
ihres Handwerks ihnen auferlegt und die das dauernde
innere Gerüst ihrer schöpferischen Betätigung bildet.
Ein natürliches und in strenger Schulung erzogenes
Gefühl, herausgewachsen aus dem Beispiel und Erbe
der Väter, gibt ihnen Willen, Kraft und Halt; und die-
ses Gefühl findet im Bunde mit dem rüstig zupacken-
den Fleiß instinktiv den richtigen Weg zu den Gestal-
tungsaufgaben der Gegenwart.

Heute wird dem schaffenden Volksgenossen das
schier unbegreifliche Glück zuteil, daß ihm der mäch-
tige Aufschwung des deutschen Lebens gewaltige Auf-
gaben stellt, bei deren Lösung er sein ganzes Verant-
wortungsgefühl und die volle Reife seines Könnens
einsetzen kann. Wir durften erleben, daß die anschei-
nend unabwendbare Gefahr eines Absterbens des
Kunsthandwerks überwunden wurde, und das bestä-

tigte uns von neuem den natürlichen Glauben an die
im echten Kunsthandwerk schlummernden Ewig-
keitswerte. Heute sprühen wieder die Essen, klingen
wieder die Hämmer, und die Freude, mitarbeiten zu
dürfen am Schaffen unsrer Zeit, steigert alle Kräfte.

Wie der Aufbau unsres neuen Reiches auf ganz
neuem Geiste beruht, so muß auch die Erneuerung im
Kunsthandwerk sich völlig von den alten Vorbildern
und Verfahren trennen. Für diesen neuen Schaffens-
abschnitt müssen die besten Könner eingesetzt wer-
den, die den nachfolgenden Geschlechtern grund-
legend neue Wege zu weisen wissen. Die erste Not-
wendigkeit ist und bleibt die dem Handwerk unent-
behrliche Geschmackserziehung, die Erziehung zu
einem festen Wertgefühl. Die Grundlage für das Wei-
terbestehen des Kunsthandwerks ist die Heranbildung
eines schöpferisch befähigten Nachwuchses. Noch
heute begegnen wir vielen Architekten, die nur einen
faden Begriff vom Kunsthandwerk haben, und
manche glauben, daß eine zeichnerische Ausbildung
genüge, um Entwürfe für Metallarbeiten zu schaffen.
Der Wert eines Werkstückes liegt wohl zum Teil in
 
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